Ayatullah Scheich Mohammad Musa Al-Yaqoobi

Mohammad Musa Al-Yaqoobi wurde im September 1960 (17. Rab’bi al-awal 1380, welcher mit dem Tag der Prophetengeburt zusammenfällt) als Sohn eines Dichters, Redners und Herausgebers der Zeitschrift “Al-Iman“ im Hause seines Großvaters in Najaf geboren.

Sein Großvater, Scheich Mohammad Ali (1896-1965), wurde Scheich der Redner genannt, da er eine neue Schule der Redekunst gegründet hat, aus der namhafte Redner hervorgingen. Auf die Wichtigkeit dieser Schule wies auch Scheich Dr. Al-Wa’ili (gest.2000) hin.

Der Vater seines Großvaters, Scheich Jacob (1853-1910), war ein großer Dichter und erfahrener Redner, der von der Gnostikschule (Irfaan) des Scheich Hussein Qeli Al-Hamadani und des Scheich Ja’far Al-Schuschtari vieles gelernt hat. Im Jahre 1968 zog er mit seinem Vater nach Bagdad um; dort war sein Vater mit Seyyed Mahdi, dem Sohn des Großajatuallah Seyyed Mohsin Al-Hakiem, in religiösen und sozialen Aktivitäten tätig.

In seiner Kindheit hat seine Eminenz seinen Vater zu Moscheen begleitet, wo sein Vater Gruppengebete verrichtet hatte; da Scheich Al-Yaqoobi viele Bittgebete kennt, hat er diese nach jedem Gruppengebet zitiert, obwohl er erst zehn Jahre jung war. Auch für seine Kenntnis der Mathematik ist Scheich Al-Yaqoobi bekannt; schon als  Kind war man von seinen mathematischen Begabungen beeindruckt.

Nachdem seine Eminenz Scheich Al-Yaqoobi 1975 die Mittelschule und 1978 die Oberschule in Bagdad absolvierte, ging er zur Universität Bagdad, Fakultät für Architektur. Im Anschluss besuchte er die theologische Universität von Najaf, um dort Religion zu studieren. Angesichts der wissenschaftlichen und intellektuellen Reife, welche er besaß, wurde er von Seyyed Klanter, welcher für sein strenges Umsetzen des Lehrplanes bekannt war, zum Studium zugelassen und von ihm persönlich betreut.

Er studierte Usul (Grundlagen der islamischen Jurispundenz) bei Scheich Mohammad Jawad Al-Mahdawi sowie Lum’a (Ein Buch, welches sich mit den grundlegenden Fragen der islamischen Rechtswissenschaft befasst) bei Scheich Al-Mahdawi und bei Seyyed Hassan Al-Mar’aschi. Er studierte darüber hinaus bei Scheich Al-Sabiswari, Scheich Al-Mamqani und bei Ajatollah Seyyed Al-Sistani. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der islamischen Rechtswissenschaft, der Logik, der Ethik, und der sozialen Aufklärung. Er hat obendrein viele Vorlesungen vorgetragen, welche teilweise gedruckt worden sind.

Eine besondere Geschichte hat Scheich Al-Yaqoobi mit dem Märtyrer  Mohammad Sadiq Al-Sadr, mit dem er besonders intim war. Bevor sich Scheich Al-Yaqoobi der theologischen Universität offiziell anschloß, hatte seine Eminenz sozusagen eine geheime Beziehung zum Märtyrer Al-Sadr. Solche geheimen, wissenschaftlichen Briefwechsel zwischen beiden Intellektuellen war in der Zeit des Tyrannen Saddam Hussein unvermeidlich; besonders in einer Zeit, wo der Krieg gegen Iran andauerte.

Der Märtyrer Ajatollah Al-Sadr war von dem jungen, hochbegabten Wissenschaftler überaus beeindruckt, und hat ihn deswegen persönlich betreut. Nachdem die Macht Saddams wackelte und durch den großen Aufstand 1991 schwach geworden war, haben sich die beiden Intellektuellen öffentlich getroffen. Ab diesem Zeitpunkt beglitt Scheich Al-Yaqoobi dem Märtyrer Al-Sadr, bis er ermordet wurde.

Die Zeit nach dem Märtyrertum von Seyyed Mohammad Sadiq Al-Sadr verlangte eigentlich eine gedankliche, moralische sowie soziale Aufklärung des irakischen Volkes, welche Scheich Al-Yaqoobi auf sich nahm.

Seine Ijtihaad (die Fähigkeit, eine Rechtsfrage durch selbständige Entscheidung zu beantworten) wurde von mehreren renommierten Gelehrten bezeugt, wie z. B. von Ajatollah Dr. Mohammad Al-Sadiqi Al-Tahrani und von seiner Eminenz Ajatollah Mohammad Ali Garami Al-Qomi. Als Bestätigung seiner Marjijia (religiöse Autorität) kann man folgenden Worten des Märtyrers Mohammad Sadiq Al-Sadr entnehmen:

  1. Im Vorwort des Buches  “Kitab Al-Muschtaq“ (Band I) sagt Märtyrer Mohammad Sadiq Al-Sadr folgendes: “ Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Eine der Gaben Allahs für die islamischen Religion und für die schiitischen Rechtsschule sowie für mich persönlich ist es, dass Allah mir einige tugendhaften, treuen Studenten gab. Ich bete dafür, dass Allah allen reichlich belohnt.

Unter diesen Studenten ist seine große erhabene Eminenz Scheich Al-Yaqoobi der Wichtigste. Er pflegte sich an unseren Seminaren über Usul erfolgreich zu beteiligen. In diesem von ihm vorliegenden Buch zeigt uns Scheich Al-Yaqoobi, wie er eifrig ganze Nächte überlegend verbrachte, um dieses Buch vervollständigen zu können. Nach der Überprüfung und Revision dieses Buches kann man behaupten, dass es alle Forschungskriterien erfüllt. Zweifelsohne hat dieses Buch auch zur Bedeutung, dass seine Eminenz Scheich Al-Yaqoobi auf dem richtigen Weg ist, Marja zu werden.   ( Mohammad Sadiq Al-Sadr)

  1. Im Vorwort des Buches “ Kitab Al-Muschtaq“ (Band II) sagt Märtyrer Mohammad Sadiq Al-Sadr folgendes: Soviel ich weiß, sind die von Ihnen vorgelegten Berichte als ausgezeichnete Dissertation zu bewerten, zu der noch etwas einiges hinzugefügt werden kann. Da sie Altes und Moderns mischt, finde ich sie sehr ermutigend, und hoffe deshalb, dass  sie sowohl in der Hawza als auch in der Gesellschaft einen glänzenden Ruf findet. Überdies finde ich keine andere Arbeit, die mit seiner konkurrieren kann. Möge Allah ihn segnen und reichlich belohnen. ( Mohammad Sadiq Al-Sadr)
  2. Im Vorwort des Buches “Qanadiel Al-Arifien“ erwähnten Brief vom Märtyrer Mohammad Sadiq Al-Sadr an Seine Eminenz Scheich Al-Yaqoobi heißt es: “ Du weißt ja dass ich dich als den besten, gutherzigsten und gerechtesten meiner Studenten betrachte, so dass ich, wenn ich jemanden nach mir als Marja nennen muss, dich bevorzuge. Um den Weg zu deiner Marjaija (religiöse Autorität) zu bahnen, habe ich oft sogar daran gedacht und denke immer noch, dich in meiner Abwesenheit zum Vorbeter zu ernennen. Unter meinen Studenten finde ich niemanden, der alle Bedingungen zur Marjaija erfüllt, außer dir.( Mohammad Sadiq Al-Sadr)
  3. In einer Rede in der Al-Sadr Universität traf Mohammad Sadiq Al-Sadr (sechs Monate vor seinem Märtyrertum) folgende Aussage: “ Nun kann ich sagen, dass der einzige Kandidat von unserer Hawsa für die Marjija seine Eminenz Scheich Al-Yaqoobi ist. Würde ich noch bis zu seiner Ijtihaad leben, werde ich ihn sicherlich zu meinem Nachfolger ernennen, so dass er die Verantwortung für meine Hawsa übernimmt.“

Die allgemeinen Grundlagen der Bewegung von Ajatullah Al-Yaqoobi

Die Bewegung des Ajatollah Al-Yaqoobi basiert auf einigen Fundamenten, welche er in seinen Büchern und Ansprachen betont. Hier nun einige dieser Fundamente:

  1. Man sollte Allah gegenüber so treu sein, dass die Zufriedenheit Allahs das Hauptziel einer jeden Bewegung ist.
  2. Den Propheten Mohammad und seine unfehlbare Familie als ein Vorbild, den Quran und die Sunna als die Quelle in der Gesetzgebung und im Verhalten zu betrachten; Quran und Sunna sind folglich der Leitfaden des Lebens.
  3. Die Wahrung der menschlichen Würde, so dass man den Menschen als das Wertvollste betrachtet, und dass man alles unternimmt, um seine Glückseligkeit, seine Würde, seine Entfaltung im Leben zu sichern.
  4. Bei der Ausführung der zugeteilten Aufgaben soll man kooperativ, zusammenhaltend und flexibel sein.
  5. Man sollte bei der Auswahl der Führung der Nation präzise sein, denn die Führung und das Imamat einer Nation ist die Achse, um die sich die Nation scharrt.
  6. Die Selbsterziehung des Menschen, indem man sich die tugendhafte Moral aneignet und sein Herz reinigt, damit man zu Allah mit einem sauberen Hertz zurückkehrt.
  7. Die Befreiung der islamischen Nation von Unwissen, Rückstand und Misstrauen, indem man die islamische Nation aufklärt und sie nach den Prinzipien des Islam erzieht.
  8. Die Verbreitung des wahren Islam sowie die Hervorhebung seiner Stärkepunkte.

Seine Unternehmungen

Seine Eminenz Scheich Al-Yaqoobi gilt als der Erste, der versucht hat, die religiöse Autorität zu Institutionen zu ändern. Charakteristisch für diese institutionelle Autorität ist es, dass sie sich nicht lediglich um die traditionellen Aufgaben der religiösen Autorität kümmert, wie z. B. die Betreuung der taqlid-bezogenen Angelegenheiten, die Verwaltung der finanziellen Zuwendungen, die Veröffentlichung und die Publizierung seiner Bücher, die auch in seiner Abwesenheit von seiner Hilfskräften durchgeführt werden können, sondern er betreut persönlich all die folgenden von ihm gegründeten Unternehmungen:

  1. Jama’at Al-Fudala: Das ist eine Organisation, welche sich um die Verwaltung seiner islamischen Projekte sowie mit all dazugehörigen Aufgaben kümmert.
  2. Al-Sadr Theologische Universität: Sie wurde 1997 von seiner Eminenz Märtyrer Mohammad Sadiq Al-Sadr gegründet. Die Idee, eine solche Universität zu gründen, entstammt Mohammad Baqir Al-Sadr und wurde von Mohammad Sadiq Al-Sadr verwirklicht. Das Hauptanliegen dieser Universität ist die Einbeziehung der Akademiker in die theologischen Studien. Angesichts des hohen akademischen und religiösen Ranges des Ajatollah Scheich Al-Yaqoobi, ernannte Mohammad Sadiq Al-Sadr ihn zum Direktor dieser Universität.
  3. Al-Fadhila islamische Partei: Das ist die politische Fraktion der Bewegung des Scheich Al-Yaqoobi und wird von Eliteakademikern geführt. Da diese Partei große Erfolge im politischen Leben des Irak hat, bekam sie auch 15 Sitze im Parlament, was alle überraschet hat.
  4. Banat Al-Mustafa Frauenverein: Dieser Verein setzt sich für die Organisierung der sozialen Arbeit für Frauen ein. Die Hauptaufgaben dieses Vereins liegen in der Betreuung von Witwen und Kindern sowie in der Bildung von Frauen.
  5. Al-Zahraa Theologische Universität: Den Studienfächern und den Studiengängen nach ist diese Universität der Al-Sadr Theologischen Universität ähnlich. Sie ist aber nur für Frauen gedacht.
  6. Al-Bilaad Rundfunk: Hauptsächlich zielt dieser Rundfunk auf die Verbreitung der islamischen Aufklärung und der Lehren  der Ahlulbait ab.
  7. AL-Sada Al-Alawien Verein: Dieser Verein kümmert sich um die Nachkommen des Propheten Mohammad mit einem Sitz im Parlament.
  8. Organisationen der zivilen Gesellschaft: Diese bieten den Bürgern in Bagdad sowie in anderen irakischen Bezirken u. a. karitative, soziale, medizinische Hilfen an. Sie besteht aus freiwilligen Arbeitern mit einem Sitz in Bagdad. (hier z.B. beim Blutspenden)
  9. Versammlung der muslimischen Ingeneure: Eine Gruppe von Ingeneuren, die die technischen und wirtschaftlichen Interessen des Ajatollah Al-Yaqoobi vertreten. Da es im Irak mittlerweile 10,000 Ingeneure gibt, ist seine Eminenz der Meinung, dass diese Ingeneure beim Wiederaufbau des Landes eine Schlüsselrolle spielen sollen.
  10. Akademiker: Eine Versammlung von Professoren, Studenten sowie anderen Angestellten der irakischen Universitäten und Institutionen.
  11. Die Organisierung von großen, religiösen Veranstaltungen: Es werden insbesondere folgende zwei große Veranstaltungen jährlich organisiert: (i) den Todestag der Fatima Al-Zahra (hier eine aktuelle Aufzeichnung) und (ii) Mawakib Al-Waie Al-Husseini (Demonstrationen zum Gedenken an Imam Hussein). Das sind große Studentendemonstrationen am 10. Nacht zu Muharram, welche von der Universität Kerbela ausgehen.

Seine Eminenz hat bis jetzt über 80 Bücher und Artikel geschrieben. Unter anderem:

  1.  Das Derivat bei den Usul-Kenner (Grundlagen des islamischen Rechts)
  2.  Mathematik für Rechtswissenschaftler
  3.  Das entscheidende Wort bezüglich Essig
  4.  Fragen zur vergleichenden Rechtswissenschaft
  5.  Die Abwägung der Theorie der lingua universalis
  6.  Um eine saubere Gesellschaft (in 11 Bänden)
  7.  Schlechte soziale Bräuche
  8.  Wir und der Westen
  9.  Klage des Koran
  10.  Klage des Wissenschaftlers
  11.  Klage der Moschee
  12.  Rechtsfragen für muslimische Frauen
  13.  Rechtsfragen für Studenten
  14.  Die Hawza und die Probleme der Jugend
  15.  Die Rolle der Imame im islamischen Leben
  16.  Gebote und Ratschläge an die Redner und Studenten der Hawza

___________________
Quelle: http://www.yaqoobi.de

Das könnte dich auch interessieren …