Der Prophet des Islams

Wir begegnen dem Islam heute in Asien, Afrika, Europa, in Amerika, in den verschiedenen Völkern und Rassen der Welt. Der Islam verließ den arabischen Raum, das heißt das Gebiet Hidschas, in dem er in Erscheinung trat und eröffnete sich weitere Horizonte. Und aller Wahrscheinlichkeit liegt die Zahl der Muslime, die auf Erden leben, weit höher als die, die allgemein seitens westlicher Quellen genannt werden. Der Islam vermochte sich recht schnell zu verbreiten und über die Grenzen der arabischen Halbinsel hinaus zu dringen. Und zwar keinesfalls mit Feuer und Schwert, wie es einige Glaubens machen wollten. Denn dass diese Behauptung nicht korrekt ist, wird heute sogar seitens westlicher bzw. nichtislamischer Wissenschaftler bestätigt.

Das Christentum verbreitete sich dahingegen sehr viel langsamer als der Islam, welcher sowohl auf der arabischen Halbinsel als auch in umliegenden Räumen, in Asien und Afrika und anderswo seine Anhänger fand. Viele waren und sind es, auch in westlichen Ländern, die die Frage nach dem „Warum“ bzw. dem Grund der raschen Verbreitung des Islam aufwerfen. Der bekannte französische Dichter Lamartin erinnert in diesem Zusammenhang an einige Punkte, die insbesondere für den Propheten des Islam zutreffen bzw. ihn von den anderen unterscheiden:

Er war ein Mann, der allein und sozusagen mit „leeren Händen“ die Menschen zu Gott aufrief. Das heißt, ein Mann, ohne Unterstützung, ohne Macht und Einfluss in der Gesellschaft. Selbst sein eigener Stamm arbeitete heftig gegen ihn. Zunächst schloss sich nur Mohammads (ص) Frau, seiner Lehre an und kurz darauf ein Knabe, sein Neffe. Ali Ibn Abi Talib (ع), der in seinem Hause lebte. Doch dann scharten sich recht rasch immer mehr um ihn, wandten sich seinem bzw. Gottes Wort zu, und dies unter größten Schwierigkeiten und Gefahren.

Den zweiten Unterschied sieht Lamartin in der Schnelligkeit, mit der sich der Islam, zunächst in Mekka und Hidschas, dann in anderen geographischen Räumen, verbreitete.

Drittens aber war es das hohe Ziel, das Mohammad (ص) verfolgte.

Lamartin betont, dass in diesen drei genannten Faktoren der Unterschied zwischen dem islamischen Propheten und anderen liege. Bedenke man doch nur, dass das Christentum sehr lange Zeit brauchte, um sich auf Erden seinen Platz verschaffen zu können. Die schnelle Verbreitung des Islam ist in engem Zusammenhang mit dem Verhalten, dem Vorgehen des Propheten des Islam zu sehen. Und dies bestätigt der Heilige Koran und erklärt es auch. Ebenso wie auch die Geschichte darüber Kunde gibt. Nämlich, dass Gesinnung und Vorgehen Mohammads (ص) als auch die Art seiner Einladung zu dem einen, einzigen Gott dazu beigetragen haben, dass sich so schnell und so zahlreich Anhänger um ihn scharten.

Natürlich gibt es noch weitere Gründe, die die rasche Verbreitung herbeiführten. Vor allen Dingen der Koran selber. Die Schönheit, Klarheit und auch Tiefe und Inhalt des koranischen Wortes werden von niemandem bestritten werden können. Der Koran ist zweifellos der erste Grund, dass der Islam so schnell und weitgehend zu Einfluss kam. Doch abgesehen von ihm, dem Heiligen Buch, ist es fraglos die Persönlichkeit des Propheten, die die Herzen der Menschen für sich gewann. Sein Umgang mit den Mitmenschen, seine freundliche wohltuende Gesinnung, sein mildes Vorgehen und die Art, wie er die Menschen führte. Etwas, das auch nach seinem Tode wirksam war. Denn was über ihn berichtet wurde von denen, die ihn miterlebt hatten und so weiter, blieb nicht ohne Auswirkung und trug und trägt unbestreitbar – auch heute noch – zu Einfluss und Verbreitung des Islam auf Erden bei. Auch der Heilige Koran weist auf diese Tatsache hin. Unter anderem dort, wo Gott, gerichtet an Seinen Gesandten, erklärt:

„O Prophet, Gott, in Seiner Güte dir gegenüber, gab dir eine gute und wohltuende Gesinnung. Beschirmt von Seiner Huld begegnest du den Menschen freundlich und voller Milde und Geduld… Wärst du nicht so freundlich und milde und dein Verhalten nicht so wohltuend, würden die Menschen vor dir fliehen…“

Mit anderen Worten, dein wohlwollendes und wohltuendes Verhalten und Vorgehen bedingt es, dass sich die Menschen um dich scharen, dir zuhören und sich dir anschließen. Allerdings, in diesem Zusammenhang ist auf folgendes hinzuweisen, nämlich, dass der Prophet milde und freundlich war und voller Nachsicht und Geduld auch denen gegenüber, die ihm zusetzten und ihn drangsalierten und quälten, bedeutet jedoch nicht, dass er in Grundsatz-Angelegenheiten, wenn es um das Wort und Gebot Gottes ging oder aber um die Tyrannei und Verbrechen einiger anderen gegenüber, nicht konsequent vorgegangen wäre.

Der letzte Teil dieser Artikelreihe handelte über das freundliche Verhalten und Vorgehen Mohammads (ص), des Propheten des Islam. Etwas, das – natürlich ganz abgesehen von der Schönheit und Klarheit des koranischen Wortes – dazu beitrug, dass sich dem Islam in kurzer Zeit bereits viele Menschen anschlossen. Nicht nur im Raum der arabischen Halbinsel, sondern auch in Asien, Afrika, in Europa, Amerika und anderswo.

Die Mildtätigkeit und Nachsichtigkeit Mohammads (ص) auch denen gegenüber, die ihn drangsalierten und verhöhnten, bedeutet jedoch nicht, dass er gegen Sünder nicht konsequent und resolut vorgegangen wäre. Denn was das Wort Gottes und die göttlichen Weisungen anbelangte oder aber das Unrecht der Tyrannen anderen gegenüber, sowie feindlichen Attacken einiger Oberhäupter gegen schuldlose Menschen und so fort, waren Milde und Nachsicht nicht angebracht.

Ein kleines und recht einfaches Beispiel: Wenn sich jemand gegen das Gebot Gottes verging und zum Beispiel einen Diebstahl beging, konnte der Prophet da die Augen verschließen und sagen: „Macht nichts, wir übersehen es einfach?“ Nein, natürlich nicht. Dem Geschädigten musste zu seinem Recht verholfen und der Dieb bestraft werden. Gemäß den diesbezüglichen göttlichen Weisungen … Mit anderen Worten, wenn jemand in Not und Bedrängnis war, half Mohammad. Wenn man ihn verhöhnte und ihm sogar nach dem Leben trachtete, reagierte er nachsichtig. Doch ging es um Soziales, darum, die Gesellschaft gegen Übeltäter und Verderbte zu schützen oder aber unschuldige Personen vor denen, die sie belästigten, unterjochten oder aber ihrer Rechte beraubten, ging der Prophet des Islam konsequent gemäß den göttlichem Gebot vor.

Einmal stellte sich jemand dem Propheten, der auf dem Weg zur Moschee war, in den Weg. Er beschimpfte ihn und behauptete, er – Mohammad – würde ihm etwas schulden. Der Prophet verneinte seine Behauptung. Er sei dem Mann nichts schuldig… Zudem habe er kein Geld bei sich, das er ihm, falls der Betreffende in Not sei, geben könnte. Er solle ihm daher den Weg freigeben und ihn zur Moschee gehen lassen. Man warte dort auf ihn. Der Mann war nicht einverstanden. Ließ den Propheten nicht weitergehen, hielt ihn fest und sagte: „Erst musst du mir Geld geben, dann lass ich dich los.“ Je mehr der Prophet mit ihm sprach und ihn zur Vernunft bringen wollte, und zwar mit milden Worten, nicht etwa in grober Weise, umso roher wurde der Mann. Er riss ihm seinen Umhang von den Schultern, rollte ihn zusammen und legte ihn dem Propheten um den Hals, um ihn zu würgen. Die Muslime aber warteten bereits in der Moschee auf Mohammad (ص), um hinter ihm das Gebet zu verrichten. Als der Prophet nicht kam, gingen sie hinaus, um nach ihm zu sehen. Und sahen, in welch bedrängter Situation sich ihr Prophet befand. Sie liefen auf ihn zu, wollten den Mann schlagen. Doch der Prophet hinderte sie daran und sagte: „Lasst ihn, tut ihm nichts an. Ich weiß, wie ich mit meinem Freund umzugehen habe.“ Mohammad (ص) sprach und verhielt sich so milde, dass der Mann – einer der Juden der Umgebung war es – sich besann, erstaunt über des Propheten Verhalten in Gedanken verfiel, sich ihm und seiner Lehre anschloss und sagte: „Wie kann es sein, dass du, der du doch soviel Macht und Einfluss hast, so geduldig und milde mit mir umgingst, obwohl ich dich belästigte, dich beschimpfte, dich verleumdete und dir drohte?! Dein Langmut und deine Milde ist wahrlich die eines Propheten…“

In weiteren Überlieferungen, wird diese Begebenheit überbracht: Es war aller Wahrscheinlichkeit in den Tagen der Eroberung Mekkas. Eine Frau aus einer der einflussreichen und angesehenen Qoraisch Familien hatte einen Diebstahl begangen. Sie wurde vernommen, und da ihr Vergehen nachgewiesen werden konnte und sie selber es auch letztendlich gestand, war sie – gemäß göttlicher Weisung, auch wenn sie zu den Vornehmen der Qoraisch gehörte – zu bestrafen. Ihre Leute gingen zu dem Propheten, und baten ihn um Nachsicht. Sie sei immerhin eine Frau aus angesehenem Hause, er sollte sie verschonen. Wenn sie bestraft würde, würde es dem Image ihrer Familie schaden. Und so weiter. Doch der Prophet ging auf ihre Forderung nicht ein. Er sagte: „Erwartet ihr etwa, dass ich das göttliche Gebot abändere? Zudem aber: Würdet ihr, wenn sie eine einfache Frau aus dem Volke wäre, auch so sprechen und euch für sie einsetzen? Ganz gewiss nicht, im Gegenteil, dann würdet ihr auf ihrer Bestrafung bestehen. Dann würdet ihr keinen Pardon kennen. Und auch wenn jemand aus Armut und Hunger Mundraub begeht, würdet ihr keinen Pardon kennen. Dann würdet ihr die Bestrafung des Diebes fordern. Doch in diesem Fall, da die Diebin aus reichem und einflussreichem Hause ist, wollt ihr sie schonen? Nur um die Ehre ihrer Sippe nicht in Gefahr zu bringen? Was ist das für eine Gerechtigkeit?“ Kurz und gut, die Frau wurde bestraft… Das heißt: In prinzipiellen Angelegenheiten, in Grundsatzfragen, wenn es um Recht und Gerechtigkeit und die Wahrung des göttlichen Gebotes ging, das ja auch die sozialen Belange erfasst, ging Mohammad (ص) konsequent und gerecht vor. Wie hätte er auch sonst für eine gerechte und gesunde Ordnung in der Gesellschaft sorgen können?! Ganz abgesehen davon, dass er seine ihm aufgetragene göttliche Mission, einschließlich der göttlichen Weisungen, korrekt wahrzunehmen hatte.

Mit anderen Worten: Wenn der Prophet auch ansonsten freundlich und voller Güte und Verständnis war und milde und nachsichtig, wenn es beispielsweise um Beleidigung und sogar Mordanschlag gegen seine eigene Person ging, war er doch konsequent und unerbittlich, wenn es darum ging, das göttliche Gebot, das alle Ebenen des menschlichen individuellen und gesellschaftlichen Lebens erfasst, aufrechtzuerhalten. Nebenbei, ebenso war und verhielt sich auch Ali Ibn Abi Talib (as), sein Neffe und Schwiegersohn, der in seiner Obhut aufgewachsen war. Auch er verfuhr in Grundsatzangelegenheiten konsequent, war aber ansonsten liebevoll, nachsichtig und milde und begegnete, ebenso wie Mohammad (ص), seinen Mitmenschen mit einem aufrichtigen Lächeln, mit einem zuversichtlichen „Friede sei mit Dir“…. Er wie auch der Prophet waren keinesfalls wie jene Stocksteif-Frommen, die stets mit grimmiger, gestrenger Miene – in der Öffentlichkeit und ebenfalls in ihrer eigenen Familie – auftreten. In der Annahme, Lächeln, Lachen und Freundlichkeit seien ein Zeichen für fehlende Religiosität… Welch ein Irrtum! Ja, welch ein Irrtum, zu glauben, es zeuge von Frömmigkeit, wenn man seinen Mitmenschen immer nur mit ernster, strenger Miene, in der nicht die Spur von einem Lächeln, von Güte und Wohlwollen ist, begegnet, statt mit ihnen freundlich und ihnen Hoffnung und Zuversicht vermittelnd, zu sprechen.

Ein wirklich Gläubiger zeigt sich freundlich und wohlwollend, und ist es natürlich auch! Mit seinem persönlichen Kummer oder aber persönlicher Verärgerung über etwas belastet er die Öffentlichkeit nicht. So waren und so lehrten es die Propheten. Und so war und lehrte es auch Mohammad, der letzte Gesandte Gottes. Seinen Kummer übertrug er nicht auf seine Umgebung. Im Gegenteil, er versuchte stets, Zuversicht zu vermitteln. Und wie er hielten es die ihm Nahestehenden aus Seinem Hause, das heißt seine „Ahl ul Bait“. Sie scherzten sogar, und zwar gern. Dass es natürlich keine schnöden Späße oder kränkenden Scherze waren, versteht sich von selbst. Mit einem Wort des Propheten Mohammad (ص) wollen wir diesen zweiten Teil beenden. Er sagte: „Die besten unter euch sind die, die ihren Mitmenschen wohltuend zur Seite stehen.“

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Anmerkung: Der Text wurde leicht verändert und weicht an einigen Stellen vom Original ab. Quelle: http://german.irib.ir/

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