Haben wir ein Recht nach den logischen Gründen einer göttlichen Anordnung zu fragen?

Allah (swt) hat für Seine Geschöpfe Gebote und Verbote angeordnet, die von jedem Muslim befolgt werden müssen. Jede Anordnung hat einen bestimmten Sinn und Zweck. Der Mensch ist dank seiner Verstandeskraft in der Lage, den logischen Hintergrund einer Anordnung zu erforschen und nachzuvollziehen. Dieser Forschungs- und Verständnisprozess ist zeitlich unbegrenzt. Man kann sogar sagen, dass man die Gesetze des Islams heute viel besser verstehen kann, als im letzten Jahrhundert. Diese positive Entwicklung ist das Ergebnis des wissenschaftlichen Fortschritts der Menschheit. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Alkohols oder Schweinefleischs wurden beispielsweise erst mit dem medizinischen Fortschritt aufgedeckt. Auf der anderen Seite stehen die Gebote oder Verpflichtungen, wie das fünfmalige Gebet, das Fasten, die Almosensteuer und vieles weitere mehr, die sowohl auf den Einzelnen, als auch auf die Menschheit insgesamt einen positiven Einfluss haben.

Die kritische Betrachtungsweise des Islam hat zahlreiche Persönlichkeiten zu Muslimen gemacht. Jedes Jahr bezeugen weltweit tausende Menschen das islamische Glaubensbekenntnis (Shahada) und machen so den Islam zur schnellst wachsenden Religion der Welt. Nachdenklichkeit und Reflektion führen, so Gott will, jeden Menschen zu den Lehren des Propheten (ص) und seiner Ahlulbayt (ع).

Die Neugier des Menschen ist ein Indiz für Wissbegierde. Unser Verstand ist der Kompass, der uns den Weg zeigt und uns zur Wahrheit in diesem Dschungel von Religionen und Ideologien führt. Der Drang nach Wissen fördert die Entwicklung und den Fortschritt des Menschen. Fragen sind ein unumgängliches Mittel, um Perfektion zu erlangen. Schweigsamkeit dagegen entmündigt und lässt den Menschen verdummen. Im Islam ist es daher keineswegs verboten nach den logischen Gründen einer Vorschrift zu suchen. Es ist eine religiöse Verpflichtung eines jeden Muslims, sich Wissen anzueignen, dazu gehört natürlich auch das Hinterfragen von Ge- und Verboten. Imam Musa Kazim (ع) sagte: „Wissen ist ein großer Schatz und der Schlüssel dazu ist Fragen.“

Im heiligen Quran finden wir in einigen Versen Begründungen für bestimmte Gesetze. Bezüglich des Fastens heißt es: „O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch, zu fasten, so wie es denen vorgeschrieben worden ist, die vor euch lebten, auf dass ihr gottesfürchtig werdet.“ (2:183) Das Fasten hat also die Funktion Gottesfurcht (Taqwa) zu erlangen, sodass der Verstand über die Triebe herrscht. Die Begründung für das Verhalten gegenüber Frauen lautet: „Sprich zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham bewahren. Das ist lauterer für sie. Gott hat Kenntnis von dem, was sie machen“ (24:30) Das Niederschlagen der Augen schützt vor sexueller Begierde. Die Frauen sollen nicht auf ihre optische Schönheit begrenzt werden. Auf diese Art und Weise werden im heiligen Quran viele islamische Gesetze begründet. Die Imame (ع) und der heilige Prophet (ص) unterhielten sich oftmals mit den Gelehrten anderer Religionen. Sie stellten Fragen und ließen sich befragen. In unzähligen Überlieferungen und Büchern sind die Diskussionen der Ahlulbayt (ع) mit Anhängern anderer Religionen und muslimischen Gelehrten anderer Rechtsschulen aufgezeichnet. Shaikh as-Suduq hat in seinem Buch „Ilal al-Sharia“ viele dieser interreligiösen Diskussionen gesammelt. Jede Frage wurde von ihnen beantwortet. Kein Diskussionspartner wurde ohne eine zufrieden stellende Antwort weggeschickt.

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übersetzt und ergänzt von Hessam K.
Anmerkung: Dieser Text orientiert sich inhaltlich stark an das Buch „Religious Questions Answered: Logic for Islamic Rules“ von Ayatullah Makarem Shirazi und Ayatullah Jafar Subhani. Es handelt sich hierbei jedoch um keine reine Übersetzung!

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