Warum verrichten wir unsere fünf täglichen Ritualgebete innerhalb dreier Zeiträume?

Frage: Warum dürfen wir unsere Ritualgebete (Zuhr-Asr und Maghrib-Isha) zusammen beten? Gibt es nicht für jedes Gebet einen vorgesehenen Zeitraum? Hat der Prophet (saw) des Islams seine Gebete zusammen oder einzeln gebetet?

Prophet Muhammad (saw), seine Gefährten und die Imame haben ihre Ritualgebete getrennt verrichtet, d.h. jedes Gebet innerhalb seiner vorhergesehenen Zeit. Darüber gibt es keinen Zweifel. Wir wollen jedoch wissen, ob es verpflichtend (wajib) ist seine Gebete einzeln zu verrichten, wie es viele Gelehrte machen, oder nur empfohlen (mustahab).

Bei allen Rechtsschulen ist es empfohlen, die Ritualgebete möglichst am Anfang der jeweiligen Zeitperiode zu verrichten. Wer seine Gebete einzeln in der vorhergesehenen Zeit verrichtet, bekommt mehr Segen (sawab). Es ist aber nicht verboten, seine Gebete zusammen zu beten. Während bei den sunnitischen Rechtsschulen jedes Gebet seine spezifische Zeit hat, gibt es bei der Shia zwei überlappende Zeiträume. So beginnt der Zeitraum für das Mittagsgebet und Nachmittagsgebet am Sonnenhöchststand bzw. Zenitstand und endet am Abend (maghrib), wenn nach dem Sonnenuntergang die Röte am gegenüberliegendem östlichen Horizont verschwindet. In diesem Zeitraum dürfen beide Ritualgebete unmittelbar nacheinander, also zeitlich verbunden gebetet werden. Der Zeitraum für das Abendgebet und Nachtgebet beginnt mit dem Ende des vorherigen Zeitraums und endet um Mitternacht (die Mitte der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dämmerung). In diesem Zeitraum dürfen diese beiden Ritualgebete unmittelbar nacheinander, also zeitlich verbunden gebetet werden.

Die sunnitischen Rechtsschulen – mit Ausnahme der hanefitischen Rechtsschule – erlauben das Zusammenfassen der Ritualgebete bei Regen, Reisen, Angst und anderen außergewöhnlichen Situationen. Bei den Schiiten darf man die Ritualgebete ohne einen bestimmten Grund zusammenfassen. Diese Regelung wird abgeleitet aus der Sunnah des Propheten (saw). Es gibt mehrere Überlieferung die beweisen, dass der Prophet (saw) seine Gebete auch zusammen verrichtete, ohne einen bestimmten Grund. Hier sind einige Beispiele:

Ahmad ibn Hanbal schreibt in seinem Buch („Al-Musnad“, Vol.1 S.221): „Der Prophet (saw) betete in Madinah, während er dort residierte – er war nicht auf Reise – sieben und acht Gebetsabschnitte (d.h. er kombinierte das Maghrib und Isha Gebet und das Zuhr und Asr Gebet).

Malik ibn Anas schreibt in seinem Buch („al-Muwatta“, Vol.1 S.161): „Der Prophet (saw) betete Zuhr und Asr, und Maghrib und Isha zusammen, ohne Angst zu haben oder auf Reise zu sein.“

Sahih Muslim schreibt in der englischen Übersetzung seines Buches (Kapitel: „Kitab al-Salat“ Buch:4 Hadith Nummer: 1520; Sunan al-Tirmidhi, Vol.1 S.26): „Ibn Abbas berichtet vom Gesandten Allahs (saw), dass dieser sein Mittags- und Nachmittagsgebet und sein Abend- und Nachtgebet in Medina zusammen verrichtete, ohne das er in einem Zustand der Gefahr war oder das es Regen gab.“

In einer weiteren Überlieferung in Sahih Muslims Buch (selbe Quelle, Hadith Nummer: 1516) heißt es: „Abu Zubair sagte: Ich fragte Said (einer der Überlieferer) warum er das tat und er antwortete: Ich fragte Ibn Abbas dieselbe Frage und er antwortete mir: Der Prophet hat mir gesagt, dass er seine Gemeinschaft nicht unnötig belasten möchte.“

Weitere Überlieferungen finden sich in Sahih Muslim (siehe hier unter Kapitel 99).

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übersetzt und ergänzt von Hessam K.
Anmerkung: Dieser Text orientiert sich inhaltlich stark an das Buch „Religious Questions Answered: Logic for Islamic Rules“ von Ayatullah Makarem Shirazi und Ayatullah Jafar Subhani. Es handelt sich hierbei jedoch um keine reine Übersetzung!
Quellenangaben: eslam.de

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