Gutes gebieten und Schlechtes verwehren

1. Teil

Befasst man sich eingehender mit dem heiligen Koran, so stellt man fest, dass die Erziehung nach dem Prinzip „Gutes gebieten und Schlechtes verwehren“ eine der wichtigsten Aufgaben ist, die Gott, Der Allwissende, uns Menschen gegeben hat, um die Menschheit zur Vervollkommnung zu führen. Die Offenbarung und das Prophetentum sind in diesem Sinne als Wegweiser für die Erziehung eines jeden Menschen bzw. einer jeden Gesellschaft zu betrachten.

Man kann sicherlich davon ausgehen, dass alle wissenden und erfahrenen Personen einer Gesellschaft die Menschheit zu einer gemeinsam denkenden, herzlichen und solidarischen Gesellschaft erziehen könnten, sofern sie diese wegweisende Belehrung ausüben würden. Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass ein solcher Lehrer, ein solches Vorbild oder ein solcher Wegweiser bei sich selbst und seiner Familie beginnt, denn, wie deutlich aus dem heiligen Koran hervorgeht, kann man nur dann wirksam und glaubwürdig anderen Menschen den Weg weisen, wenn man selbst danach lebt.

Auf diese Weise kann die Saat für eine sprudelnde Quelle der Erziehung und Verbesserung im Herzen anderer Menschen gesät werden. Im heiligen Koran sagt Gott dazu:

„Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art.“ [16:125]

Um diese gute Erziehung in der Gesellschaft bzw. der Menschheit zu verbreiten und zu verallgemeinern, sollten die besten und wirksamsten Mittel und Wege zum Einsatz kommen. Die Verbesserung einer Gesellschaft ist erst dann möglich, wenn die aus dieser Erziehung resultierenden guten Verhaltensweisen in das Unterbewusstsein des Menschen übergegangen sind, wie im Koran beschrieben ist.

„Es soll aus euch eine Gemeinschaft entstehen, die zum Rechten auffordert und das Gute gebietet und das Böse verwehrt; und jene werden erfolgreich sein.“ [3:104]

Nach der Lehre des Korans sind jene Menschen und Gesellschaften erfolgreich, die dieser Aufgabe sorgfältig nachkommen. Ein gutes und in diesem Sinne erfolgreiches Volk ist eines, das die Verantwortung der Erziehung nicht vernachlässigt. Dazu finden wir im Koran folgenden Vers:

„Ihr wart das beste Volk, hervorgebracht für die Menschheit; ihr gebietet das Gute und verwehrt das Böse und glaubt an Gott.“ [3:110]

Die Wichtigkeit dieser Aufgabe ist so groß, dass der Prophet Muhammad (ص) sie als Kampf für Gott bezeichnet hat. Gutes gebieten und Schlechtes verwehren für Gott.

Wir bitten Gott, Den Allbarmherzigen, uns zu helfen, diese bedeutende Aufgabe nach Seinem Willen zu bewältigen.

2. Teil

Nun wollen wir uns mit den negativen Auswirkungen befassen, die ein Versäumnis dieser Pflicht nach sich ziehen kann.

Nach einem eingehenden Studium des Korans wird man feststellen, dass Gott für das gesamte Leben und Universum bestimmte Prinzipien und Regeln festgelegt hat. Diejenigen, beziehungsweise die Gesellschaften, die die am Anfang erwähnte Aufgabe, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, nicht praktizieren oder gar nicht beachten, werden von mindestens drei Strafen getroffen.

Gott wird solchen Menschen oder Gesellschaften nichts Gutes zukommen lassen. In diesem Zusammenhang sagte der Prophet Mohammad (ص) in einer Überlieferung: „Es hat nie ein Volk gegeben, welchem es gut erging, obwohl es vorsätzlich sündigte und diese Pflicht vernachlässigte oder nicht beachtete. Sie haben alle Schaden erlitten.“

Ebenfalls zu diesem Thema berichtete der fünfte Imam, Muhammad al-Baqir (ع): „Gott, Der Erhabene, offenbarte Seinem Propheten Schu’ayb, Er wolle aus Schu’aybs Volk einhundert Tausend Menschen bestrafen; vierzig Teile von den Feinden und sechzig Teile von den Freunden. Da fragte der Prophet Schu’ayb: ‚Vierzig Teile von den Feinden verstehe ich, aber warum werden Freunde bestraft?‘ Gott antwortete ihm, weil diese Freunde den gemeinen und boshaften Taten der Feinde schweigend zugesehen haben, um mit ihnen auszukommen.“

Die zweite Strafe, die ein Volk durch Gott ereilen würde, ist die Entfernung oder sogar Ausgrenzung von seiner Barmherzigkeit. Dazu sagte der Prophet Muhammad (ص): „Gott, Der Allbarmherzige, ist mit denen zornig, die ihre Religion verloren haben.“

Auf die Frage, wie dies zu erklären sei, antwortete der Prophet (ص): „Mit jenen, die ihre Religion verloren haben, sind die Menschen gemeint, welche die Pflicht, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, nicht erfüllen.“

Die dritte, große Strafe, die eine Gesellschaft ereilen würde, ist, dass ihre Bittgebete nicht akzeptiert würden. Der ehrwürdige Prophet (ص) bemerkte dazu: „O ihr Menschen, vergesst niemals, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verwehren, da sonst eure Bittgebete nicht anerkannt würden.“

3. Teil

Zweifellos darf man die Art des Einladens zum Islam nicht als Nebensächlichkeit betrachten. Selbst die besten und schönsten Gedanken würden nicht genügend positiv bei den Zuhörern wirken und verstanden werden, wenn diese nicht in aufrichtiger und klarer Art ausgesprochen werden.

Besonders da in der heutigen Zeit die verschiedenen Formen der Aussprache und Formulierung als eine eigene Wissenschaft gelten, ist man ebenso sehr um die Ausdrucksart wie um den Inhalt einer Aussage bemüht. Aus diesem Grund möchten wir einige Erläuterungen zur Ausdrucksform geben.

1. Die Rede muss einfach, klar, deutlich und sicher sein und die Bedeutungen und Werte der dahinter stehenden Gedanken hervorheben, denn verwendet man komplizierte, missverständliche, sinnverdrehte oder nicht ausgereifte Ausdrücke, so können sie wie Schädlinge eine schlechte Wirkung auf die Rede nehmen. Je leichter, unkomplizierter und deutlicher man sich jedoch ausdrückt, desto besser und schneller wird die Rede beim Zuhörenden wirken.

2. Man sollte die individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten des Zuhörers beachten und einschätzen. Zweifelsfrei kann man nicht zu einem erfolgreichen Ergebnis gelangen, ohne die positiven und negativen Einstellungen des Zuhörers einzuschätzen. Von ebensolcher Wichtigkeit sind auch die Lage, der Stand und die Situation des Aufrufenden.

Die Erfahrungen der größten und erfolgreichsten Aufrufer sind der beste Beweis dafür, dass eine leicht verständliche Rede eines der Grundprinzipien des Erfolgs ist. Stellt man fest, dass ein Zuhörer gegnerisch eingestellt ist, so sollte man sich angemessen distanziert verhalten.

Imam Ali (ع) sagte dazu: „Gottes Gesandter hat uns befohlen, jenen, die absichtlich sündigen oder zum Sündigen neigen, nicht freundlich und zufrieden zu begegnen.“

3. Man soll einschätzen, wie groß die Möglichkeit ist, dass das Aufrufen zum Islam auf den Zuhörer positiv wirkt, damit die Bemühungen des Aufrufers nicht unnötigerweise verloren gehen.

Imam as-Sadiq (ع) sagte diesbezüglich: „Die Gläubigen unter den Zuhörern werden versuchen, das Gehörte in die Tat umzusetzen; die Unwissenden werden sich dessen bewusst werden, aber bei den Gegnern wird es wirkungslos sein.“

Aus diesem Grund darf man an den Menschen, die nicht hören und akzeptieren wollen, nicht seine Kraft und Zeit vergeuden.

Das Geheimnis des Erfolgs der Redner für Gott liegt darin begründet, dass sie Beziehungen zur Gesellschaft und in der Gesellschaft aufbauen und darum bemüht sind, die Lage und den Stand der Aufnahmefähigkeit des Einzelnen einzuschätzen, um dann in einfachster und deutlichster aber auch bester und effektivster Weise für den Islam und somit für Gott sprechen zu können.

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Quelle: Institut für Islamische Bildung

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