ASCHURA


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AUFBRUCH VON MEDINA

Am 20. Redschab in der 60. Hidschra starb Muawiye. Über 20 Jahre hatte dieser Tyrann über die Muslime geherrscht. Er war der Sohn des Abu Sufyan und der Hinda, die jeden Stein umgedreht hatten um den heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) zu verfolgen. Abu Sufyan wurde Muslim, als er überzeugt war, dass Mekka gegenüber dem Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) kapituliert hatte. Sein Sohn Muawiye jedoch lehnte es ab den Islam zu akzeptieren und ging nach Jemen ins Exil. Als er aber sah, dass ganz Arabien sich dem Islam zuwandte sah er keine Alternative mehr und akzeptierte den Islam.

Nachdem der heilige Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) zu seinem Schöpfer zurückgekehrt war, schlug Muawiye und dessen älterer Bruder sich auf die Seite der Feinde Hathret Alis (Friede sei mit ihm). Er spielte eine wichtige Rolle in der Enteignung der Führung Imam Alis (Friede sei mit ihm). Dafür wurde erst sein älterer Bruder und dann Muawiye selbst vom Herrscher jener Zeit mit dem Gouverneursamt in Syrien belohnt.

Als Hathret Ali (Friede sei mit ihm) Kalif wurde entließ er Muawiye wegen dessen Korruption und antiislamischem Verhalten. Muawiye weigerte sich seine Stellung aufzugeben, dies führte zur Schlacht von Siffin. Als Muawiye die Schlacht fast verloren hatte bestach und trickste er die Mehrheit von Imam Alis Armee aus veranlasste sie darauf zu bestehen, den Disput durch einen Schiedsspruch zu schlichten. Mit derselben Methode gelang es ihm dem Schiedsmann ein Urteil zu seinen Gunsten zu fällen.

Muawiye bestimmte sich selber als unabhängigen Amir-e-Shaam (Herrscher von Damaskus) während Hathret Ali der Kalif war. Schon bald nach dem Martyrium Imam Alis war Muawiye durch Bestechung, Verrat, Tyrannei und Unterdrückung erfolgreich darin, Kalif zu werden.

Muawiye war nicht am Islam interessiert. Er benutzte den Islam nur für seine Macht und den Ruhm. Er zögerte nie damit die islamischen Gesetze mit Füßen zu treten. Wenn ihm ein Ausspruch des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) nicht passte, befahl er, diesen aus allen Aufzeichnungen herauszureißen. Er richtete eigens ein besonderes Amt unter Abu Huraira ein um Ahadith zu fabrizieren, die ihn und seine Methoden befürworteten. Muawiye hasste Hathret Ali und alle Mitglieder der Ahl-al-Bayt (Friede sei mit ihnen). Die Shiiten wurden gnadenlos verfolgt. Jeder der es wagte, etwas zugunsten der Ahl-al-Bayt (Friede sei mit ihnen) zu sagen, wurde ermordet oder in die Kerker geworfen. Nun war Muawiye tot und sein Sohn Yezid machte sich selber zum Kalifen. Yezid war schlimmer als sein Vater. Zusätzlich zu all den üblen Eigenschaften seines Vaters machte er den Islam öffentlich lächerlich. Man sah ihn oft betrunken Lieder singend, die sich über das Gebet, den heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) und dessen reiner Nachkommenschaft lustig machten. Der Unterschied zwischen Vater und Sohn war folgender: Muawiye benutzte den Islam. Yezid war dazu entschlossen, den Islam zu auszulöschen. Sobald Yezid Kalif wurde sandte er einen Brief an den Gouverneur von Medina, Waleed bin Utba, worin er ihn aufforderte, Biat (Treue Eid) von Imam Hussain zu verlangen. Das bedeutete, dass Imam Hussain ihm den Treueid schwören sollte. Yezid glaubte, durch den Treue Eid des Imam Hussain könne ihn niemand beschuldigen, das Kalifat unrechtmäßig an sich gerissen zu haben. Waleed erhielt den Brief am 27. Redscheb. Er schickte eine Nachricht an Imam Hussain, das dieser am Abend zum Palast kommen solle. Mit seinen Brüdern, Söhnen und Neffen ging Imam Hussain zum Palast. Der Imam bat sie alle draußen zu warten während er alleine in den Palast trat. Waleed zollte dem Imam keinerlei Respekt sondern forderte ihn eher arrogant dazu auf Yezid den Treue Eid zu schwören. Der Imam erwiderte, dass die Frage um die Biat eine ernste Angelegenheit sei und öffentlich im Lichte des Tages diskutiert werden solle. Der Imam kam traurig aus dem Palast. Er bat seine Gefährten sich für den kommenden frühen Morgen für eine Reise vorzubereiten. Er beauftragte Hathret Abbas damit sich um die Vorbereitungen zu kümmern und fügte hinzu: „Abbas, Fatimah Sughra ist krank. Sie wird nicht in der Lage sein, eine lange Reise zu überstehen. Sie wird in Medina bleiben müssen.“

Tief in Gedanken versunken näherte sich Hathret Hussain langsam der Moschee. Er konnte nicht einmal daran denken Yezid den Treueschwur zu geben. Nicht weil es um seinen Stolz oder sein Recht auf das Kalifat ging. Biat an Yezid würde die Billigung seiner Taten und Lebensstil bedeuten und dies würde mit Sicherheit zur totalen Vernichtung des Islams führen. Es war die Pflicht des Imams den Islam aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. Wenn er in Medina bleiben würde ohne den Treueid zu leisten, würde Yezid nicht davor zurückschrecken ihn hier zu attackieren. Der Imam hätte zwar den Vorteil all seine Verwandten und die Bevölkerung Medinas auf seiner Seite zu haben, aber zwei ernsthafte Nachteile wären, dass erstens alle seine Freunde in Medina gefährdet sein würden und zweitens, selbst wenn Yezid besiegt werden würde, würde die Geschichte auf diese Schlacht als eine Schlacht um das Kalifat blicken. Auch wenn Yezid getötet werden würde, würde die Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die unmoralische Lebensweise die Muawiye und Yezid vorangetrieben hatten nicht sterben. Imam Hussains Mission war, das Übel was diese beiden Männer so gefördert hatten zu vernichten. Dafür musste er den Geist des Islam in den Muslimen wiederbeleben.

Hathret Hussain erreichte die Moschee. Er entzündete eine Kerze und ging auf das Grab des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) zu. Der Gedanke, dass er vielleicht dieses Grab das letzte Mal sah erfüllte ihn mit Trauer. Er setzte sich zum Grab nieder, legte seine Wange darauf und schluchzte. „Ich bin gekommen um Dir auf Wiedersehen zu sagen, oh Großvater (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie). Ich muss Medina verlassen um den Islam zu retten. Bete, dass Allah mir Geduld gibt.“

Danach ging der Imam zum Grabe seiner Mutter, Hathret Sayyida Fatimah Zahra (Friede sei mit ihr). Er war unfähig zu sprechen. Er küsste das Grab und sagte leise Lebewohl. Einige Zakirs (Rezitatoren) berichten, als Imam Hussain sich vom Grab entfernte war Hathret Fatimahs (Friede sei mit ihr) Stimme aus dem Grab zu hören: „Gott schütze dich mein Sohn! Geh, ich werde auch immer bei Dir sein.“

DIE ERSTE REISE – VON MEDINA NACH MEKKA

Nachdem Imam Hussain den Gräbern seines Großvaters und seiner Mutter Lebewohl gesagt hatte ging er zu Sayyida Zainabs (Friede sei mit ihr) Haus.

Hathret Zainab (Friede sei mit ihr), die Schwester des Imam Hussain, war mit ihrem Cousin Hathret Abdullah ibne Dschafar ibne Abu Talib verheiratet. Nachdem Hussain und Abdullah sich begrüßt hatten, berichtete der Imam was geschehen war und was er weiter zu tun gedachte. Hathret Abdullah versuchte ihn davon zu überzeugen in Medina zu bleiben aber der Imam beharrte darauf, dass dies der einzige Weg war den Islam zu bewahren. Er bat Abdullah darum, Zainab (Friede sei mit ihr) mit ihm gehen zu lassen woraufhin Abdullah zu seiner Ehefrau blickte und „Bismillah!“ sagte. Sayyida Zainab sagte ihrem Gatten und den Kindern Aun und Muhammad Lebewohl und die Geschwister gingen zu Hathret Hussains Haus.

Als alle Männer, die Imam Hussain zum Gouverneurspalast begleitet hatten zurückkehrten, erfuhren die Frauen die Nachricht von der Reise. Hathret Abbas, Ali Akbar, Qasim und all die jungen Männer waren damit beschäftigt alles für die Reise vorzubereiten. Fatimah Sughra (Friede sei mit ihr) sah all dies mit an. Sie war ans Bett gefesselt, so krank, dass sie nicht einmal aufstehen konnte. Niemand erwähnte, ob sie ebenfalls mitgehen sollte und sie entschied zu warten, bis ihr Vater zurückkam.

Fatimah Sughra (Friede sei mit ihr) war die Tochter Imam Hussains (Friede sei mit ihm) und ungefähr acht Jahre alt. Im Bett liegend betete sie, dass ihr Vater sie mitnahm. Wie könnte sie denn allein Leben? Wie könnte sie ohne Ali Asghar überleben? Seit seiner Geburt verbrachte sie all ihre Zeit neben seinem kleinen Bettchen, spielte mit ihm. Er begann nun Gesichter zu erkennen und lachte wenn er Sughra erblickte. Bald würde er anfangen zu sprechen und sie war gespannt darauf, ihn ihren Namen sagen zu hören. „Ya Allah!“, murmelte Sughra, „Ich hoffe ich werde nicht in Medina alleingelassen.“

In diesem Augenblick hörte sie die Schritte ihres Vaters, wischte sich schnell die Tränen aus den Augen und stütze sich in eine sitzende Position, ein tapferes Lächeln auf den Lippen, um ihrem Vater gesund genug zu erscheinen und ihn davon zu überzeugen, dass sie reisen könne. Imam Hussain setzte sich auf Sughras Bett, legte seine Hand auf ihren Kopf und sprach: „Als Du geboren wurdest, mein Liebes, benannte ich dich nach meiner Mutter Fatimah Zahra. Wie du weißt wurde sie auch Saabira genannt, das bedeutet die Geduldige. Ich möchte, dass auch Du eine Saabira bist und dich damit einverstanden erklärst mit Ummul Baneen und Umme Salmah in Mednia zu bleiben. Willst du das tun?“ Was sollte Sughra sagen? Sie nickte mit dem Kopf und kämpfte gegen ihre Tränen an. Der Imam küsste sie und verließ das Zimmer.

Immer wenn die Kinder der Ahl-al-Bayt (Friede sei mit ihnen) irgendwelche Sorgen hatten, gingen sie damit stets zu Hathret Abbas. Auch Sughra dachte lächelnd an ihren Onkel und ließ ihn rufen. Sicherlich würde er einen Weg finden ihr Problem zu lösen. Abbas kam in Begleitung mit Ali Akbar. Sughra sah sie beide an und sagte: “Ich weiß wie sehr ihr beiden mich liebt, wie könnt ihr mich dann nur allein zurücklassen? Wer soll mich begraben wenn ich sterbe?“ Sie erklärten ihr, dass sie zu krank zum reisen sei und dass sie sie abholen würden, wenn sie sich ersteinmal irgendwo angesiedelt hätten.

Fatimah Sughra erwiderte darauf: “Ich akzeptiere das und möchte meinem Vater nicht widersprechen. Ich werde tapfer sein und hierbleiben.“, liebevoll blickte sie auf ihren Bruder und sagte zu ihm: „Ali Akbar, versprich mir eines. Wenn du verheiratet bist und nach Medina zurückkehrst, ich aber schon gestorben bin, versprich mir mein Grab mit deiner Braut zu besuchen und eine Fatiha zu rezitieren.“ Akbar und Abbas konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten als sie ihr Auf Wiedersehen sagten.

In der Morgendämmerung begann die Abreise der Karawane. Auf der einen Seite von Ummul Baneen, auf der anderen Seite von Umme Salmah gestützt winkte Sughra ihr nach. Es war schwierig gewesen sie von Asghar zu trennen als sie ihn geküsst hatte und Imam Hussain musste sie mit Hathret Rubaab (Friede sei mit ihr) trösten als sie sich von ihm verabschieden musste.

Die Geschichte Kerbelas ist eine Erzählung von fünf tränenreichen Reisen. Dies war die erste Reise, von Medina nach Mekka. Jede dieser Reisen hat seine eigenen Helden und Heldinnen. Der Held dieser ersten Reise ist Imam Hussain und die Heldin das Andenken Fatimah Sughras, seiner geliebten Tochter, die er zurücklassen musste. Der Imam blickte immer wieder zurück, bis sie an einem Winkel abbogen. Stets lächelte er mutig und winkte seiner geliebten Tochter zurück. Ali Akbar war nicht einmal dazu fähig, da er seine Tränen nicht mehr kontrollieren konnte.

Als sie außer Sichtweite waren zügelte Imam Hussain sein Pferd und fing an zu weinen. Es ist immer schwierig und traurig für Eltern, sich von ihren Kindern zu trennen.

Tage wurden zu Monaten. Sughra verbrachte ihre Zeit in der Moschee oder damit Ummul Baneen, Hathret Abbas’ Mutter, zu besuchen. Ramadhaan ging vorüber. Der Tag des Eids war für Sughra sehr schwierig. Sie dachte weiterhin stets an Asghar, Akbar und an ihre geliebte Schwester Sukaina. Dann kam Muharrem und Sughras Unruhe wuchs. Eines Nachts erwachte sie. Sie fühlte etwas Durst und füllte einen Becher mit Wasser. Als sie ihn an ihre Lippen legte starrte sie das Wasser an und schrie. Der Becher fiel aus ihren Händen. Umme Salmah kam hinzugelaufen. „Was ist passiert Sughra?“, Sughra zitterte vor Angst am ganzen Körper und rannte in die Arme Umme Salmahs. „Oh Großmutter!“, rief sie auf den Becher zeigend „als ich den Becher an meine Lippen führte sah ich Ali Asghars Reflektion im Wasser. Ich sah, wie er seine kleinen Ärmchen zu mir ausstreckte und dann hörte ich ihn reden. Er sagte ‚Al atash, ya Ukhti Fatimah! (Ich bin durstig, oh meine Schwester Fatimah!)’“.

Dies war die Nacht des neunten Muharrem, eine Nacht vor Aschura (Lail-at-tul-Aschura).

DAS MÄRTYRERTUM VON HAZRAT MUSLIM (FRIEDE SEI MIT IHM)

Imam Hussains Karawane verließ Medina am 28. Redscheb, 60 Hijra und erreichte Mekka am vierten Schabaan. Der Imam hatte sich noch nicht dazu entschlossen wohin man gehen sollte. Vorerst entschied er zumindest bis zum Monat Dhul-Hajj in Mekka zu bleiben und die heilige Wallfahrt zu absolvieren.

Die Menschen Kufes im Irak hatten gehört was in Medina geschehen war. Kufe war ein wichtiges Zentrum für die Schia, sie hatten dort lange unter Muawiye gelitten und hatten noch mehr unter Yezid (LA) zu leiden. Sie fühlten, dass der Islam wegen der Gier nach Herrlichkeit und Macht dieser beiden Männer langsam total vernichtet werden würde und waren darauf bedacht, die Lehren des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) zu bewahren. Sie benötigten einen Imam, der ihnen den Tafsir des Korans lehren und die wahren Aussprüche des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie), die Ahadith erzählen würde. Im Hause von Sulayman bin Surad hielten sie eine Versammlung ab und entschieden sich dafür, Imam Hussain (Friede sei mit ihm) einen Einladungsbrief zu schreiben. „Wir laden Sie ein nach Kufe zu kommen, da wir keinen Imam haben, der uns leitet.“, schrieben sie, „Durch Sie wird Allah (swt) uns auf dem wahren Pfad vereinigen.“

Ein Gesandter nahm diesen Brief nach Mekka mit und überreichte ihn Imam Hussain. Einige Tage später schickten sie einen besonderen Abgesandten zu Hathret Hussain (Friede sei mit ihm), um diesen davon zu überzeugen nach Kufe zu kommen. Dieser spezielle Bote hieß Qais ibne Musheer as-Saydawi.

Es folgten weitere hunderte Briefe und viele besondere Abgesandte von den Menschen Kufes an Imam Hussain. Der Gouverneur Kufes war ein Mann namens Nuamaan bin Basheer. Obwohl er ein Anhänger Muawiyes und Yezids war, war er nicht ein von Natur aus grausamer Mensch. Die Menschen glaubten, dass der Imam deshalb in Kufe sicher sein würde.

Als Hathret Hussain so viele Einladungen, Bitten und Botschaften aus Kufe erhielt entschied er sich Hathret Muslim als seinen Botschafter nach Kufe zu schicken. Er sollte dort die Situation untersuchen und ihm berichten. Der Imam wollte nur nach Kufe gehen, wenn keine Gefahr für die Kufitische Bevölkerung, für ihn selber, für seine Begleiter oder seine Familie bestand. Er schrieb einen Brief an die Menschen Kufes und übergab diesen Hathret Muslim (Friede sei mit ihm). Im Brief schrieb er: „Ich sende meinen Cousin und einen der vertrauensvollsten aus meiner Familie, Muslim ibne Aqeel zu euch, damit er mich über eure Angelegenheiten berichtet. Wenn seine Berichte mit dem übereinstimmen, was ihr geschrieben habt, werde ich bald bei euch sein. Ihr müsst euch bewusst sein, dass der Imam nur ein Befolger des Buches Gottes ist und Allah (swt) in allen Angelegenheiten mit Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit dient.“ Wer war dieser Muslim ibne Aqeel? Er war der Sohn des Aqeel ibne Abi Talib. Er war ein bekannter und erfolgreicher Krieger. Er heiratete Ruqayya binte Ali, eine Schwester des Imams durch eine andere Mutter. Man kennt vier seiner Kinder. Den fünfzehnjährigen Abdullah, den ungefähr zehnjährigen Muhammad, den achtjährigen Ibrahim und die nur fünf- oder sechsjährige Ruqayya. All diese Kinder waren mit ihren Eltern nach Mekka gereist. Als Hathret Muslim die Vorbereitungen für die Reise traf, kam Imam Hussain (Friede sei mit ihm) zu ihm und sagte: “Muslim, die ganze Welt weiß, dass du ein mutiger Krieger bist. Es ist möglich, dass die Leute, wenn sie dich in Kufe sehen, glauben, dass unsere Absicht der Kampf gegen Yezid ist. Nimm deine beiden Söhne Ibrahim und Muhammad mit. Wenn sie dich mit solch kleinen Kindern sehen, werden sie wissen, dass unsere Absicht friedlicher Art ist.“ Hathret Muslim verließ mit seinen beiden Söhnen Mekka nachdem sie sich von allen verabschiedet hatten. Ihre Reise durch die sommerliche Hitze der Wüste war sehr schwierig. Sie erreichten Kufe gegen Ende des Dhul Qaad und wurden mit großer Gastfreundschaft von den Kufiten empfangen. Sehr bald schon schworen mehr als achtzehntausend Menschen vor Hathret Muslim Imam Hussain die Treue. Muslim berichtete Hussain (Friede sei mit ihm), dass die Mehrheit der Kufitischen Bevölkerung Hathret Hussain als ihren Imam anerkannt hatte und er nach Kufe kommen solle. Zwischen den Leuten Kufes gab es auch einige Spione Yezids, die ihm direkt von den Vorgängen berichteten. Als Yezid (LA) von Hathret Muslims Ankunft und die Einladungen für den Imam hörte, war er außer sich vor Wut. Er befahl seinem Gouverneur in Basrah, Ubeydullah ibne Ziyad (LA), nach Kufe zu gehen und die Position von Nuamaan ibne Basheer zu übernehmen. Ibne Ziyad wurde auch dazu angeordnet, Hathret Muslim zu verhaften und zu ermorden. Es sollte alles Nötige getan werden, um die Schia von Kufe unter Druck zu setzen.

Ibne Ziyad war ein grausamer und ungerechter Mann. Am Abend des zweiten Dhul Hajj erreichte er Kufe. Am nächsten Morgen ging er zur Moschee und sprach zu den Leuten von Kufe. Als erstes ließ er sein Gouverneursamt unter Yezid ausrufen und drohte dann jedem, der in irgendeiner Form gegen die Regierung agierte, mit der sofortigen Todesstrafe und forderte die Auslieferung Hathret Muslims. Ibne Ziyad verschloss Kufe, sodass niemand die Stadt ohne Erlaubnis des Gouverneurs weder betreten noch verlassen durfte.

Zu diesem Zeitpunkt war Hathret Muslim mit Al Muchtar zusammen. Der Einladung folgend zog er in Hani bin Urwahs, ein weiteres führendes Mitglied der schiitischen Bevölkerung, Haus. Dies geschah in aller Heimlichkeit und bis auf einige Leute wusste niemand, wo Muslim (Friede sei mit ihm) sich befand. Durch einen Spion der vorgab ein Schia zu sein, wurde Ibne Ziyad das Versteck Hathret Muslims bekannt. Hani wurde festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Um die Gefahr von den Freunden abzuwenden verließ Hathret Muslim mit seinen beiden Söhnen das Haus Hanis (Friede sei mit ihm). Er ließ seine Kinder bei Qadhi Shurayb, einem Richter, und versuchte selbst durch die Wüste zu Imam Hussain (Friede sei mit ihm) zurückzukehren um ihn davor zu warnen nach Kufe zu kommen. Dieser Tag war der siebte Dhul Hajj. Diesen und den folgenden Tag versuchte Hathret Muslim (Friede sei mit ihm) die Stadt zu verlassen. Er fand alle Ausgänge verschlossen und von Ibne Ziyads (LA) Soldaten bewacht.

Am späten Nachmittag des achten Dhul Hajj klopfte Hathret Muslim (Friede sei mit ihm) völlig erschöpft, durstig und hungrig an eine Haustür im Außenbezirk Kufes. Eine Dame öffnete. Muslim bat um ein Glas Wasser um seinen Durst zu stillen. Sie gab ihm Wasser und als sie erfuhr, wer er war, bot sie ihm eine Unterkunft für die Nacht an. Ihr Name war Tauaa. Sie versorgte ihn mit Essen und Wasser und zeigte ihm ein Zimmer im Haus, wo er übernachten konnte. Als Tauaas Sohn spät in der Nacht heimkam und bemerkte, dass der Mann, nach dem der Gouverneur überall suchte, im Hause seiner Mutter übernachtete, ging er in aller Heimlichkeit ohne seine Mutter zu informieren in der Dunkelheit der Nacht und in der Hoffnung auf eine gute Entlohnung zu einem Armeehauptmann ibne Ziyads und verrat das Versteck Hathret Muslims. Frühmorgens war das Haus mit fünfhundert Soldaten umstellt und die Auslieferung Hathret Muslims wurde gefordert. Muslim kam mit dem Schwert in der Hand aus dem Haus. Dreimal schlug er die Feinde zurück. Zweimal musste ibne Ziyad Verstärkung anfordern. Während Hathret Muslim kämpfte, kletterten einige Soldaten auf das Hausdach und bewarfen ihn mit Steinen und blendeten ihn mit Fackeln. Andere gruben einen Graben auf dem Weg von Muslim bin Aqeel und bedeckten ihn mit Gras. Stark verwundet und erschöpft kämpfte er dennoch weiter. Dann fiel er in die Grube. Mehr als fünfzig Soldaten ergriffen und fesselten ihn und er wurde in den Hof ibne Ziyads geschleift. Ibne Ziyad sagte Muslim, dass er ihn töten werde und fragte, ob dieser noch einen letzten Wunsch hätte. Muslim erwiderte darauf: „Ich möchte noch eine Schuld begleichen indem ich mein Schwert und meine Rüstung verkaufe. Zweitens fordere ich eine anständige Bestattung und drittens soll eine Nachricht an Imam Hussain (Friede sei mit ihm) gesandt werden, dass er nicht nach Kufe kommen soll.“ Ibne Ziyad gewährte die erste Forderung, aber die zweite und dritte verweigerte er. Dann befahl er Hathret Muslim auf das Dach des Palastes zu bringen und ihn von dort hinunterzustürzen. Hathret Muslim (Friede sei mit ihm) war ruhig und gefasst als er die Treppen hinaufgeschleift wurde. Er rezitierte Allahu Akbar bis zum letzten Augenblick. Nach dem dumpfen Aufschlag Hathret Muslims Körper auf den Boden war alles still. Dies geschah am neunten Dhul Hajj. Sofort nachdem Hathret Muslim hingerichtet worden war, wurde auch Hani bin Urwah zum Dach hinaufgeschleift und exekutiert.

DIE ZWEITE REISE – VON MEKKA NACH KERBELA

Zur selben Zeit als Yezid Ubaydullah ibne Ziyad als Gouverneur nach Kufe schickte um Hathret Muslim (Friede sei mit ihm) zu ermorden und eine Schreckensherrschaft zu errichten, sandte er auch seine Agenten nach Mekka um Imam Hussain (Friede sei mit ihm) während der heiligen Pilgerfahrt töten zu lassen, zu dieser Zeit und an diesem Ort würde niemand einen Anschlag erwarten.

Als die Zeit des Hajjs näher rückte kam Hathret Abdullah ibne Dschafar Tayyar mit seinen beiden Söhnen Aun und Muhammad nach Mekka. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) hatte mittlerweile die Nachricht von Muslim (Friede sei mit ihm) durch Qais ibne Musheer bekommen und entschied sich nach dem Hajj nach Kufe zu gehen. Hathret Abdullah versuchte den Imam davon abzubringen, da er dachte, dass Yezid niemals zulassen würde, dass er sich dort einsiedeln könne. Aber Hussain (Friede sei mit ihm) antwortete ihm, dass es seine Pflicht war, die Einladungen der Kufiten anzunehmen und dort als ihr Imam hinzugehen. Als Hathret Abdullah die Unnachgiebigkeit des Imams sah, legte er die Hände seiner beiden Söhne in die Hände des Imams: „Akzeptiere meine Söhne zu deinen Diensten. Einer wird dir als Zeynebs und der andere als mein Stellvertreter dienen.“

Tausende von Menschen von aller Welt strömten für die Wallfahrt nach Mekka. Zwischen ihnen waren auch die von Yezid beauftragten Attentäter. Als Imam Hussain (Friede sei mit ihm) von Yezids geplanten Anschlag erfuhr, entschied er, Mekka ohne den Hajj zu absolvieren zu verlassen, da er das Haus Allahs (swt) nicht in ein Schlachtfeld verwandeln wollte.

Am achten Dhul Hajj, dem Tag, als Hathret Muslim in Kufe ermordet wurde, verließ Imam Hussains Karawane Mekka. Das Herz des Imams war mit gemischten Gefühlen erfüllt. Einerseits war er traurig, dass er gezwungen war die Kaaba ohne den Hajj zu machen hinter sich lassen musste, aber andererseits hatte ihm ja Hathret Muslim positives über die Situation in Kufe berichtet. Also würde er zumindest dort eine Ruhestätte finden. So begann die zweite tränenreiche Reise. Der Held dieser Reise ist Hathret Abbas und die Heldin Hathret Sukaina.

Wenn man einen Blick auf die Karawane wirft als sie in Richtung Irak reiste, sieht man Hathret Abbas (Friede sei mit ihm) ganz vorn, mit dem Alam (Wappen des Hauses des Propheten saws) in der Hand. Als nächstes Imam Hussain (Friede sei mit ihm), umgeben von all seinen Gefährten. Zwischen ihnen sieht man Qais ibne Musheer. Er begleitet den Imam zu dessen Heimatstadt. Wie stolz würde er sich fühlen Kufe mit dem Enkel des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) zu betreten. Bei diesem Gedanken liegt ein Lächeln auf seinen Lippen. Danach kommen die Kamele die die Mehmils (die Sänften) tragen in denen sich all die Damen befinden. Hinter den Mehmils, als hintere Schutzgarde, folgen Ali Akbar, Qasim, Aun, Muhammad und die anderen jungen Männer der Beni Hashim.

Man sieht Abbas (Friede sei mit ihm) zwischen der Karawane hin und her reiten und sicherzustellen, dass niemand etwas benötigt. Oft hält er bei Hathret Sukaina (Friede sei mit ihr), trägt sie und vergewissert sich, dass sie genug Wasser und Nahrungsmittel hat. Er fragt sie wie es Asghar geht. Wenn jemand etwas braucht, eilt Abbas los um es zu besorgen. Sukaina ist sehr stolz auf ihren Onkel Abbas. Jeder wusste, dass Sakina der Augapfel Abbas’ war. Wenn ein Kind der Karawane etwas wollte, ging es zu Sakina und sie sprach mit Abbas (Friede sei mit ihm), der ihren Wunsch sofort erfüllte. Es reisten etwa fünfzig Kinder mit der Karawane und Hathret Sukaina (Friede sei mit ihr) war ein wichtiger Vermittler zwischen ihnen und Abbas.

Die Karawane erreichte eine kleine Oase namens Al-Thalabiya. Es wurde entschieden die Nacht hier zu verbringen, es war der sechste Haltepunkt der Reise. Qais ibne Musheer war nicht mehr bei Imam Hussain (Friede sei mit ihm), sondern mit Hussains Brief auf dem Weg nach Kufe um dessen baldig bevorstehende Ankunft anzukündigen.

Die Zelte wurden aufgeschlagen und der Imam leitete das Maghribgebet (Abendgebet). Als das Abendessen zubereitet wurde, hörte er von zwei reisenden, die nach Kufe ziehen wollten und er lud sie zu sich ein. Er fragte sie über die Zustände in Kufe und erfuhr von ihnen, wie die Stadt absolut abgeriegelt worden war. Der Imam befragte seine beiden Gäste über Hathret Muslim (Friede sei mit ihm). Die Reisenden blieben still, ihre Gesichter spiegelten Trauer wider. Hathret Hussain fragte sie noch einmal. Tränen flossen ihre Bärte hinunter als sie vom Tode Hathret Muslims und die brutalen Umstände seiner Hinrichtung berichteten. Hussain (Friede sei mit ihm) rief Abbas herbei und beauftragte ihn, sich um die Gäste zu kümmern. Langsam ging er in Richtung von Sayyida Zeynebs (Friede sei mit ihr) Zelt. Seine Hand auf ihre Schulter legend sprach er: „Liebe Schwester, unsere Mission hat begonnen. Geh und tröste unsere Schwester Ruqayya. Sie ist jetzt eine Witwe. Aber schicke vorher Muslims Tochter zu mir.“

Die junge Ruqayya binte Muslim kam mit Hathret Sukaina als Begleitung ins Zelt. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) schloss das Waisenkind in seine Arme, küsste ihre Wangen. Dann legte er seine Hand auf ihren Kopf und küsste sie wieder. Das junge Mädchen sah Imam Hussain (Friede sei mit ihm) ängstlich an und sagte: „Onkel, du behandelst mich wie ein Waise im Islam behandelt wird. Sag mir, was ist geschehen? Geht es meinem Vater nicht gut?“ Der Imam (Friede sei mit ihm) konnte kein Wort hervorbringen. Tränen flossen aus seinen Augen. Sukaina trat vor, ja, Sukaina, die Heldin dieser Reise. Sie trat vor, umarmte ihre Cousine und richtete ihr liebevoll ihr Beileid aus.

HATHRET ALI AKBAR

Hathret Ali Akbar (Friede sei mit ihm) war der Sohn von Imam Hussain (Friede sei mit ihm). Er war ein hübscher achtzehnjähriger junger Mann. Seine Mutter hieß Umme Laila (Friede sei mit ihr). Er war auch ein mutiger Soldat. Er erlernte die Schwertkampfkunst und das Bogenschießen von Hathret Abbas (Friede sei mit ihm). Er ähnelte dem Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) so sehr, dass Imam Hussain (Friede sei mit ihm) über Akbar (Friede sei mit ihm) sagte, dass wenn er an den Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) dachte, Akbar (Friede sei mit ihm) ansah.

Ali Akbar hatte eine laute schöne Stimme. Er war es, der regelmäßig das Adhan, also den Gebetsruf, rief. Am Morgen des Aschura tages rief Akbar zum Gebet. Jeder wusste, dass es das letzte Mal war, dass sie das Adhan von ihm hörten. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) fing zu weinen an, als Akbar das Adhan zu rufen anfing. Auch die weinenden Stimmen der Frauen waren aus den Zelten zu hören.

Nach dem Dzuhr- (Mittags-) Gebet stand Ali Akbar (Friede sei mit ihm) vor dem Imam (Friede sei mit ihm) und fragte: „Vater, ich bitte um Erlaubnis gegen die Feinde des Islam kämpfen zu dürfen.“. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) sah seinen Sohn liebevoll an und sagte: „Akbar, du hast meine Erlaubnis, möge Gott mit dir sein. Aber Akbar, du weißt, wie sehr deine Mutter, deine Schwestern und Tanten dich lieben, gehe zu ihnen und sage ihnen Lebewohl.“. Ali Akbar (Friede sei mit ihm) ging in das Zelt seiner Mutter (Friede sei mit ihr), jedes Mal als er wieder herauskommen wollte, zogen seine Schwestern und Tanten ihm am Umhang weinend zurück: „Oh Akbar, wie sollen wir ohne dich weiterleben?“ Letztendlich musste Imam Hussain (Friede sei mit ihm) ins Zelt gehen und dafür bitten, Akbar gehen zu lassen.

Imam Hussain half seinem jugendlichen Sohn aufs Pferd. Als Akbar (Friede sei mit ihm) in Richtung des Schlachtfeldes ritt, hörte er Schritte hinter sich. Als er sich umdrehte sah er seinen Vater. Er sagte: „Vater, wir haben doch schon Lebewohl zueinander gesagt, warum folgst du mir?“, Imam Hussain (Friede sei mit ihm) antwortete ihm: „Mein Sohn, wärst du selbst ein Vater, würdest du es verstehen.“.

Ali Akbar (Friede sei mit ihm) kämpfte sehr mutig und tapfer. Niemand traute sich ihm zu nahe zu kommen, nachdem er viele berühmte Soldaten im direkten Einzelkampf besiegt und getötet hatte. Umar Sa’ad (LA) befahl seinen Männern, endlich Akbar zu töten, er sagte: „Wenn er stirbt, wird Hussain auch nicht mehr leben wollen! Ali Akbar ist Hussains Leben!“. Während einige Soldaten Akbar (Friede sei mit ihm) gleichzeitig angriffen, schlich sich ein weiterer leise an ihn heran und schleuderte einen Speer mit solcher Gewalt, dass dieser Akbars Brust durchdrang. Durch die Wucht des Schlages und den Schmerz fühlte Akbar sich ermattet. Während er vom Pferd stürzte rief er laut: „Oh Vater, das ist mein letzter Salaam an dich!“, als er auf dem Boden aufschlug, brach der Speer ab, aber sie Spitze blieb in seiner Brust stecken. Als Imam Hussain (Friede sei mit ihm) Akbars (Friede sei mit ihm) letzten Gruß hörte sah er in Richtung Euphrat, wo Abbas lag und sagte: „Abbas, wo bist du Bruder, wenn ich dich am meisten brauche?“. Mit all seiner Kraft, die durch Akbars qualvollem Gruß gewichen war, begann Hussain (Friede sei mit ihm) in Richtung des Schlachtfeldes zu gehen. Lasst uns eine kurze Pause machen um uns noch einmal eine Begebenheit aus der siebten Hijra in Erinnerung zu rufen. Damals haben die Juden von Khaibar gegen den heiligen Propheten Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) rebelliert. Der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) und die Muslime aus Medina belagerten die Hochburg Chaibar. Sie umstellten die Burg, in der sich die Juden verschanzt hatten. Die Muslime konnten keinen Sieg erlangen, bevor sie nicht in die Festung eindringen konnten, aber um die Burg herum war ein Wassergraben. Hathret Imam Ali (Friede sei mit ihm) konnte wegen einer Krankheit nicht an der Belagerung teilnehmen. Drei Tage verstrichen, aber die Muslime fanden keine Lösung. Auch als sie den Graben überquerten, versperrten die großen Tore der Burg ihnen den Zutritt. Sie waren aus Stahl und es wird gesagt, dass man zwanzig Männer brauchte um eines der Tore zu öffnen oder zu schließen. Am dritten Tag nach dem Morgengebet rief der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) schließlich Imam Ali. Hathret Ali (Friede sei mit ihm) kam sofort. Er sprang mit seinem Pferd über den Wassergraben und Schwang beide Tore mit einer Hand mit solcher Wucht auf, das sie aus den Angeln sprangen. Er trug sie zum Graben und legte sie darüber und baute somit eine Brücke. Die Muslime ritten in die Festung und Chaibar wurde eingenommen. Jetzt wieder zurück nach Kerbela: Als Imam Hussain (Friede sei mit ihm) dort ankam, wo Akbar lag, nahm er ihn in den Arm. Akbar hatte seine rechte Hand auf der Brust, den linken Arm legte er um die Schulter seines Vaters. Hussain (Friede sei mit ihm) fragte ihn: „Akbar, wieso umarmst du mich nur mit einem Arm?“. Akbar (Friede sei mit ihm) antwortete nicht. Der Imam (Friede sei mit ihm) versuchte Akbars Hand von dessen Brust zu ziehen. Akbar (Friede sei mit ihm) widersetze sich. Imam Hussain nahm nun vorsichtig Akbars Hand weg. Dann sah er es. Er sah die Spitze des Speers. Hadhat Imam Hussain (Friede sei mit ihm) legte Akbar behutsam auf den Boden, kniete sich nieder und umfasste die Speerspitze mit seinen Händen. Dann sah er in Richtung Nedschaf, wo Imam Ali (Friede sei mit ihm) ruht, und rief laut: „Vater, nun bin auch ich bei meinem Chaibar angelangt!“. Er zog die Speerspitze, der Engel Dschebraeel (Allahs Wohlgefallen auf ihm) rief laut: „Marhaba, marhaba!“. Hathret Ali Akbar (Friede sei mit ihm) seufzte tief und schwer und lag schließlich still da.

ALI ASGHAR

Hathret Ali Asghar war das jüngste Kind Imam Hussains (Friede sei mit ihm). Er wurde nur wenige Wochen vor dem Aufbruch aus Medina geboren. Seine Mutter hieß Rubaab, Tochter des Imra-ul-Qais, der der Oberste des Stammes der Kinda war. Hathret Rubaab (Friede sei mit ihr) hatte zwei Kinder, Sukaina und Ali Asghar, alle drei begleiteten Imam Hussain nach Kerbela. Die Tatsache, dass Hathret Hussain (Friede sei mit ihm) ein fast Neugeborenes mit sich nahm zeigt, dass es von Anfang an nicht seine Absicht war eine bewaffnete Rebellion zu starten.

In Kerbela war Asghar nur sechs Monate alt. Ab dem siebten Muharrem wurde das Wasser vom Lager des Imams abgeschnitten. Asghar musste großen Durst erleiden. Am Tage von Aschura, nachdem Ali Akbar (Friede sei mit ihm) sein Märtyrium erlangt hatte, stand der Imam außerhalb des Lagers. Er war jetzt ganz allein und bereitete sich vor, selbst ins Schlachtfeld zu gehen. In diesem Augenblick hörte er ein Kind weinen. Es war Ali Asghar, der vom dem stechenden Schmerz des Hungers und Durstes gequält wurde.

Der Imam (Friede sei mit ihm) betrat Hathret Rubaabs Zelt und hab das Kind aus der Wiege. „Rubaab“, sagte er „ich werde ihn zu Yezids Armee mitnehmen. Sicherlich werden sie diesem unschuldigen Säugling ein paar Tropfen Wasser nicht verwehren.“ Rubaab zog Asghar um, sogar einen kleinen Turban band sie ihm auf den Kopf. Wie jede Mutter wollte sie, dass ihr Kind vor Fremden hübsch aussah. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) trug das Kind ins Schlachtfeld. An Yezid s Soldaten (LA) gewandt sprach er: „Dieses Kind hat euch nichts getan. Er stirbt vor Durst. Ich bitte euch, gebt ihm nur ein paar Tropfen Wasser.“ Keine Antwort. Nun sagte Hathret Hussain: „Wenn ihr fürchtet, dass ich das Wasser trinke, seht her, ich lege das Kind hier auf den Boden, kommt und gebt ihm selber zu trinken.“ Er legte das Baby auf den Sand Kerbelas und entfernte sich einige Schritte von ihm. Jeder weiß, wie heiß der Wüstensand ist. Asghar lag dort, ohne auch nur zu zucken. Er drehte den Feind zu und starrte ihn an. Ein Gemurmel ging durch die Armee, aber niemand kam um dem Kind Wasser zu geben. Der Imam (Friede sei mit ihm) nahm wieder das Kind auf seinen Arm und sagte mit einer klaren Stimme: „Asghar, mein Sohn, zeig ihnen wie durstig du bist!“ und Asghar drehte sein Gesicht den Soldaten zu. Er lächelte sie an und öffnete seinen Mund und strich seine trockene Zunge über seine Lippen. Das wirkungsvollste Schwert war gezogen worden! Die Soldaten waren so gerührt, dass man ihr Weinen laut wurde. Trotzdem hatten sie solche Angst vor Yezid , dass niemand sich wagte vorzutreten um Ali Asghar Wasser zu geben. Umar Sa’ad geriet in Sorge. Es schien, dass Asghar gegen die Macht Yezids siegreich in dieser Konfrontation hervorging. Er sah zu Hurmala (LA), einem berühmten Bogenschützen, und befahl: „Bring Hussain zum Schweigen!“ Dann geschah etwas Furchtbares. Hermele hob seinen Bogen. Zielte mit einem Pfeil auf den Säugling. Der Pfeil flog quer durch die heiße Wüste. Ein zischendes Geräusch und das Lächeln Asghars (Friede sei mit ihm), als dieser seinen Kopf anhob und den Hals streckte. Kein Normaldenkender Mensch kann sich auch nur die nächsten Augenblicke vorstellen. Das surrende Geräusch des Pfeils brach ab und Asghar lag still in den Armen seines Vaters. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) sah auf Asghars Hals hinunter, sah den Pfeil, sah den Hals, sah das Lächeln auf den Lippen und dann sah er nichts mehr. Unser Imam (Friede sei mit ihm) fühlte sich plötzlich schwach. Für einen Moment wurde alles schwarz und er konnte nichts sehen. Eine absolute Stille lag über Kerbela, die nur von den sanften Wellen des Euphrats unterbrochen wurde. Selbst der Feind war wie betäubt.

Langsam drehte Hussain (Friede sei mit ihm) sich um und sah nun auf das Baby in seinem Arm.

Der Pfeil hatte den zarten Hals ganz durchbohrt und war in der Brust des Imams (Friede sei mit ihm) stecken geblieben. Es gab keine Möglichkeit ihn herauszuziehen. Seine beiden Arme hielten das stille Kind. Er sah zum Himmel und betete: „Ya Allah (swt) gib mir in diesem schwierigsten Moment meines Lebens Geduld. Kein Prophet ((Friede sei mit ihnen) hat eine derart harte Probe bestehen müssen.“

Es wird berichtet, dass dieses Ereignis den Imam so sehr getroffen hat, dass sein Bart und seine Haare innerhalb weniger Augenblicke grau wurden und er wie ein alter Mann aussah. Mit seinen Zähnen zog er sein Abaa (Umhang) über das Kind um den Körper vor der sengenden Sonne zu schützen. Er holte einige Male tiefen Atem und begann auf sein Lager zuzugehen.

Als er näherkam, sah er Rubaab (Friede sei mit ihr) am Eingang des Zeltes waren. Er sah die Sorge, die Hoffnung, die Angst und die Rastlosigkeit in ihren Augen. Es schien als würde der Imam (Friede sei mit ihm) all seine Kraft verlieren. Er konnte nicht weiter auf Rubaab (Friede sei mit ihr) zugehen. Er ging sieben Schritte zurück, sagend: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!“, dann blieb er stehen und dachte, dass er das Kind zu seiner Mutter bringen müsse. Wieder sieben Schritte vorwärts gehend, sprach er: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!“ Wieder trafen sich die Blicke Imam Hussains (Friede sei mit ihm) und Hathret Rubaabs (Friede sei mit ihr) und wieder schien es, als würde der Imam all seinen Mut verlieren und er ging wieder sieben Schritte zurück: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!“ Imam Hussain (Friede sei mit ihm) tat dies sieben Mal. Vorwärts und Rückwärts und die ganze Zeit über fixierten die Augen Rubaabs ihr Kind. Jedesmal rezitierte der Imam (Friede sei mit ihm) „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!“

Letztendlich gelang es ihm, den Pfeil zu entfernen. Jetzt nahm er den toten Körper des Säuglings zu Hathret Rubaab, sagend: „Rubaab, dies ist eine Prüfung von Allah (swt), die nie zuvor eine Mutter bestehen musste. Komm mit mir.“ Hathret Rubaab (Friede sei mit ihr) folgte ihm. Mit ihren eigenen Händen gruben sie ein kleines Grab und der Vater und die Mutter begruben zusammen Ali Asghar (Friede sei mit ihm).

Imam Hussain (ع)

Unser Imam ist allein. Er schaut sich um. Hier liegen Habib ibne Mazaahir, Muslim bin Awsaja, Zuhair ibne Qain und all seine Freunde und Gefährten. Dort liegen Aun und Muhammad. Er schaut zu Qasims zertrampelten Überresten. Er schaut zu Ali Akbar, seinem geliebten Sohn, mit solch grausamer Wunde in der Brust. Er schaut in Richtung Euphrat. Leise flüstert er: „Abbas, Abbas, ich bin so allein. So allein!“

Langsam bewegt sich Imam Hussain auf das Zelt Imam Zainul Abedins zu. Zainul Abedin liegt ohnmächtig in seinem Bett. Liebevoll schüttelt der Imam seinen Sohn an der Schulter. Der kranke Imam öffnet seine Augen: „Vater, Vater, wieso bist du allein? Wo ist mein Onkel Abbas? Wo ist Ali Akbar? Wo ist Qasim? Wo sind all deine Gefährten?“ Imam Hussain (Friede sei mit ihm) erwidert: „Sohn, kein Mann außer du und ich sind am Leben gelassen worden. Alle haben ihr Leben für den Islam geopfert.“

Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) versucht aufzustehen. „Wohin gehst du, mein Sohn?“, fragt Imam Hussain. „Um Yezid s Armee (LA) zu bekämpfen.“, erwidert der junge Mann. „Nein, mein Sohn, du bist zu krank für den Jihaad. Ich bin gekommen um Lebewohl zu sagen. Pass auf die Damen und die Kinder auf. Und, mein Sohn, wenn du nach Medina zurückkehrst, richte Sughra meinen lieben Gruß aus. Sag ihr, dass ich jeden Moment an sie gedacht habe und dass ich mir in den letzten Augenblicken meines Lebens wünschte, sie umarmen zu können bevor ich getötet werde. Und richte auch unseren Freunden meinen Salaam aus und sage ihnen, dass sie an mich denken sollen, wenn sie Wasser trinken, mein Sohn.“

Imam Hussain (Friede sei mit ihm) steht in der Mitte des Zeltes und ruft: “Oh Zeyneb (Friede sei mit ihr), oh Kulthum (Friede sei mit ihr), oh Sukaina (Friede sei mit ihr), oh Ruqayya (Friede sei mit ihr), oh Rubaab (Friede sei mit ihr), oh Fizza (Friede sei mit ihr), mein Gruß an euch! Lebt wohl!“ Die Damen und die Kinder jammern und weinen als sie dem Imam (Friede sei mit ihm) Lebewohl sagen.

Der Imam (Friede sei mit ihm) geht auf sein Pferd zu. Es gibt niemanden mehr, der ihm beim Aufsteigen hilft. Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) tritt vor und hält die Zügel als der Imam das Pferd besteigt. Das Pferd geht einige Schritte und bleibt dann stehen. Der Imam drängt das Pferd weiterzugehen, aber es bleibt stehen und schaut zu seinen Hinterläufen. Imam Hussain (Friede sei mit ihm) dreht seinen Kopf und sieht, wie Sukaina (Friede sei mit ihr) die Beine des Pferdes umklammert und das Pferd bittet: „Pferd, nimm meinen Vater nicht von mir, lass sie mich nicht zu einem Waisenkind machen!“

Imam Hussain (Friede sei mit ihm) steigt ab. Er spricht: „Sukaina, du bist die Urenkelin des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie). Ich liebe dich so sehr, dass ich nicht gehen werde, wenn du es mir verbietest, aber dann wird der Islam vernichtet. Wie wirst du oder ich dem heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) dann am Tage des Jüngsten Gerichts ins Gesicht Blicken können?“, ihre Tränen bekämpfend kann die vier Jahre alte Sukaina nur hervorbringen: „Bismillah, Vater.“ Das vierjährige Kind hält die Zügel, als der Vater das Pferd besteigt um in den sicheren Tod zu reiten.

Hussain (Friede sei mit ihm) reitet weiter. Auf einem Hügel hält er und ruft laut: „Ist dort jemand, der mir zu Hilfe kommt?“

Natürlich erwartet der Imam nicht, dass einer der feindlichen Soldaten ihm zur Hilfe eilt. An wen richtet sich dann sein Hilferuf? Unser Imam plädiert an alle Muslime jeden Zeitalters und überall auf der Welt, jung und alt, Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, uns ermahnend, den Yezidismus zu bekämpfen und zu die Aufforderung Allahs (swt) Befehle zu missachten zu verweigern. Jede kleine Anstrengung, die wir auf uns nehmen um nach dem islamischen Bewusstsein zu handeln und es zu bewahren, ist eine Antwort auf den Ruf des Imams (Friede sei mit ihm) mit „Labbeyk! Labbeyk!“

Hussain (Friede sei mit ihm) reitet in Richtung der Feinde. Ein Regen aus Pfeilen wird auf ihn abgeschossen. Hussain (Friede sei mit ihm) ignoriert den Pfeilregen und reitet weiter. Er möchte eine letzte Anstrengung machen, um den Feinden des Islam den wahren Islam zu predigen. Er hält und wendet sich an die Feinde:

“An jene von euch, die mich nicht kennen, wisset, dass ich der Enkelsohn des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) bin. Ich bin auf dem Weg der Wahrheit. Yezid (LA) verkörpert Falschheit und Korruption. Er möchte euch vom Islam wegführen. Folgt ihm nicht! Ermordet nicht den Enkelsohn des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie)! Allah (swt) wird euch niemals vergeben!

Seid euch gewiss, wenn ihr einen Befehlshaber seht, der all jenes tut, was Allah und sein Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) verboten haben, der jeder Sünde nachgeht, der seine Untergebenen unterdrückt und ihr nichts tut um so einen Befehlshaber zu stoppen, dann seid ihr vor genauso schuldig wie er es ist! Ihr kennt meine Abstammung. Meine Eltern haben mich nicht erzogen damit ich mich einem üblen Tyrannen unterwerfe. Ich bin euer Imam. Ihr habt die Freiheit eurer Gedanken gegenüber den schlechten Weg Yezids eingetauscht. Wenn ihr euch schon nicht um den Islam kümmert, dann sorgt euch zumindest für die Freiheit eures Geistes!“

Umar Sa’ad schreit: “Werdet nicht das Opfer seiner Redekunst! Tötet ihn!“

Aus allen Richtungen nähern sich den Imam (Friede sei mit ihm) die Soldaten (LA) mit blanken Schwertern. Hussain (Friede sei mit ihm) sagt: „Ihr habt euch entschieden mich zu bekämpfen, so werde auch ich euch bekämpfen. Ich fürchte den Tod nicht. Der Tod ist mir süßer als Schande. Ich werde euch jetzt Zeugen vom Heldenmut des Sohne von Ali ibn Abi Talib (Friede sei mit ihm) werden lassen!“

Imam Hussain (Friede sei mit ihm) zieht sein Schwert und beginnt zu kämpfen. Durstig, müde, verwundet, gekränkt, unser Imam (Friede sei mit ihm) kämpft, wie nie zuvor jemand kämpfend gesehen wurde. Wohin er sich auch wendet fliehen die Soldaten wie Hasen vor einem Löwen flüchten. Umar Sa’ad (LA) schickt seine besten Krieger gegen den Imam (Friede sei mit ihm). Alle von ihnen sterben. Niemand wagt sich in die Nähe des Imams (Friede sei mit ihm). Hathret Hussain (Friede sei mit ihm) stellt sich auf die Steigbügel, seine Augen wenden sich zu der Stelle, wo Hathret Abbas (Friede sei mit ihm) liegt: „Abbas, hast du die Schlacht deines durstigen Bruders gesehen, dessen Herz gebrochen ist?“, murmelt er.

Und dann erscheint Dschebrail (Allahs Wohlgefallen auf ihm) und spricht: “Oh Hussain (Friede sei mit ihm), Allah (swt) ist von deiner Tapferkeit erfreut. Nun ist der Augenblick gekommen, an dem du den Islam mit deinem Leben bewahren musst.“ Imam Hussain (Friede sei mit ihm) schaut zum Himmel. Ja, die Zeit des Asrs (Nachmittagsgebets) ist angebrochen. Hussain (Friede sei mit ihm) steckt das Schwert zurück in die Scheide, senkt sich über den Pferderücken und flüstert dem Pferd zu: „Bring mich dorthin, wo meine Mutter Fatimah (Friede sei mit ihr) auf mich wartet! Aber, mein treues Pferd, passiere vorher noch die Stelle an der mein Ali Akbar liegt, sodass ich meinen geliebten Sohn nur noch ein letztes Mal sehe, bevor ich sterbe.“

Als die Feinde sehen, dass Hathret Hussain (Friede sei mit ihm) sein Schwert zurückgesteckt hat kommen sie von allen Seiten. Einige werfen Steine auf ihn, andere schlagen ihn mit Schwertern, Pfeile werden auf ihn geschossen. Plötzlich hält das Pferd und die Stimme Fatimah Zahras (Friede sei mit ihr) ist zu hören: „Mein Sohn, mein Sohn!“ Imam Hussain (Friede sei mit ihm) fällt vom Pferd, aber sein Körper berührt nicht den Boden. Er ruht auf den Klingen der Pfeile. Er hält sein Asr gebet auf einem Teppich aus Pfeilen ab. In seinem letzten Sajdah (Niederwerfung) spricht er: „Oh Allah (swt), alles Lob gebührt DIR und nur DIR allein!“

Jemand bewegt sich auf unseren Imam (Friede sei mit ihm), der sich auf den Pfeilen im Sajdah befindet, zu. Er hält einen Dolch in seinen Händen. Die Erde bebt. Die Sonne verdunkelt sich. Und dann ist die Stimme Dschebrails zu hören: „Oh, Hussain ist getötet! Hussain ist getötet!“ Sukaina (Friede sei mit ihr) fällt bewusstlos zu Boden. Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) läuft zum Zelt unseres vierten Imam (Friede sei mit ihm). „Oh Sohn, was ist geschehen?“ Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) taumelt auf den Vorhang des Zeltes zu, hebt ihn an und deutet mit seinem Finger auf einen Kopf, der auf eine Lanze gehoben wird. Mit einer zitternden Stimme ruft er:

„ASSALAMU ALEYKA YA ABA ABDILLAH!“

DIE NACHT DER HEIMATLOSEN SHAAME GHAREEBAN

Es war nach Asr (Nachmittagsgebetszeit) am Tage Aschuras als Imam Hussain (Friede sei mit ihm) ermordet worden war. Die Erde hatte gebebt. Der Damm des Euphrat war gebrochen. Aus dem Lager wurden solche Wehklagen der Familie des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) laut, wie sie nie zuvor gehört worden waren.

Yezids Armee (LA) hatte unseren Imam (Friede sei mit ihm), seine Söhne (Friede sei mit ihm), seine Brüder (Friede sei mit ihm), seine Neffen (Friede sei mit ihm) und Gefährten (Friede sei mit ihr) brutal ermordet. Niemand wurde verschont. Unter den männlichen Erwachsenen blieb nur der vierte Imam Hathret Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) übrig, der bewusstlos im Zelt lag. Sein junger Sohn Muhammad war ebenfalls bei ihm und weinte. Man könnte meinen, dass sogar der Teufel sich nach so viel Bösem Einhalt gebieten würde, aber es kam anders. Umar Sa’ad (LA) bekam einen Brief von ibne Ziyad (LA). Der Gouverneur Kufes ordnete an, dass man mit dem Tode Hussains (Friede sei mit ihm) noch nicht befriedigt war. Sein Körper sollte durch mit dem Zertrampeln durch Pferden entweiht werden. Und dies wurde dem Enkel des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) angetan. Als die Sonne unterging, drangen die Soldaten ins Lager Hathret Hussains (Friede sei mit ihm) auf Jagd nach Beute ein. Sie plünderten jedes Zelt. Jedem Mädchen und jeder Frau wurden die Schleier entrissen. Die Häupter der Töchter Fatimahs (Friede sei mit ihr) wurden entblößt. Sukainas (Friede sei mit ihr) Ohrringe wurden ihr von den Ohren gerissen, sodass ihre Ohrläppchen zerrissen wurden. Als das kleine Mädchen um ihren Schleier bat um unberührt zu bleiben, wurde sie geschlagen. Aber jetzt würden sie doch sicher aufhören? Aber nein. Sie zündeten alle Zelte an. Humayd ibne Muslim schildert, wie er ein kleines Mädchen dessen Kleider Feuer gefangen und dessen Ohren bluteten, von dem Szenario des Gemetzels flüchten sah. Er sagt: „Ich rannte hinter ihr her und nahm sie bei der Hand und löschte das Feuer von ihrer Kleidung. Ich wischte ihr das Blut von den Ohren. Sie sah mich an und sagte: ‚Du scheinst ein netter Mensch zu sein, bist du ein Muslim?’ Ich bejahte diese Frage. Sie dachte eine Weile nach und sprach dann: ‚Kannst du mir bitte den Weg nach Nedschef zeigen?’, und ich fragte: ‚Wieso möchtest du zu dieser Zeit und in diesem Zustand nach Nedschef gehen?’, und sie erwiderte: ‚Ich möchte dorthin um mich bei meinem Großvater Ali Ibne Abi Talib (Friede sei mit ihm) zu beschweren, dass sie meinen Vater ermordet haben.’ Ich realisierte, dass sie die Tochter Hussains (Friede sei mit ihm) war und brachte sie zu ihrer Tante Zeyneb (Friede sei mit ihr) zurück.“ Als die Nacht vorangeschritten war versammelte Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) alle Frauen und Kinder auf engem Raum zwischen den geplünderten Zelten. Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) lag umgeben von den Witwen und Waisen auf dem Boden. Es gab kein Feuer, kein Licht. Nur der Mond warf sein dumpfes Licht auf sie.

Umar Sa’ad (LA) bat die Witwe Hurs (Friede sei mit ihm) etwas Lebensmittel und Wasser zu den Damen und Kindern mitzunehmen. Als sie sich der Stelle näherte, wo sie sich ausruhten bemerkte Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) sie. Sie stand auf, ging zu ihr und richtete ihr, ihr Beileid wegen Hurs Ermordung aus. Diese Geste von Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr), die selber soviel gelitten, verloren und so viel Trauer im Herzen hatte, ist eine unvergessliche Lektion des islamischen Akhlaaqs, die die Welt niemals vergessen darf. Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) nahm den Wasserkrug und ging zu Hathret Sukaina (Friede sei mit ihr). Sie war aber in einen verdrießlichen Schlaf gefallen.

Sanft streichelte sie die zerzausten Haare des Mädchens. Sukaina öffnete ihre Augen. Zeyneb (Friede sei mit ihr) sagte: „Hier ist etwas Wasser, Sukaina. Bitte trink ein wenig. Du bist sehr lange durstig gewesen.“ Als sie das Wort ‚Wasser’ hörte, schrie sie hoffnungsvoll auf: „Ist mein Onkel Abbas (Friede sei mit ihm) zurückgekehrt?“ Als ihr gesagt wurde, dass Hurs (Friede sei mit ihm) Witwe das Wasser gebracht habe, stand sie auf, ging zu Hurs Witwe (Allahs Wohlgefallen auf ihm) und dankte ihr. Dann fragte sie: „Habt ihr alle denn schon Wasser getrunken?“ Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) schüttelte den Kopf. „Warum sagt ihr mir dann, dass ich trinken soll?“, fragte das Kind weiter. Zeyneb antwortete: „Weil du die jüngste bist, mein Liebes.“ Sukaina erwiderte: „Nein, nein! Asghar ist der jüngste!“, sie nahm den Wasserkrug, rannte zu der Stelle, wo Ali Asghar (Friede sei mit ihm) begraben war und weinte: „WA ASGHARA! WA ASGHARA!“

So verbrachten die Heimatlosen ihre Nacht in Kerbela. Dies war die Shaame Ghaariban – die Nacht der Heimatlosen. Sie hatten alles verloren. Ihre Männer hatten ihr Leben gegeben. Ihre Kinder waren ermordet worden. In dieser trostlosen Wüste, wo noch vor einigen Stunden ihr Lager gestanden hatte, drängten sich der vierte Imam (Friede sei mit ihm), die Frauen und die übrig gebliebenen Kinder zusammen. Nun wachten Hathret Zeyneb und Hathret Kulthum (Friede sei mit ihr) über Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) und die Kinder (as/r), damit sie nicht angegriffen wurden.

Plötzlich bemerkte Hathret Zeyneb, dass Sukaina (Friede sei mit ihr) verschwunden war. Sie ist beunruhigt. Sie schaut um sich, aber Hussains (Friede sei mit ihm) geliebte Tochter ist nirgends zu sehen. Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) geht langsam aufs Schlachtfeld. Sie kommt zu der Stelle an der Abbas (Friede sei mit ihm) liegt: „Abbas, Abbas! Mein geliebter Bruder, hast du Sukaina (Friede sei mit ihr) gesehen?“ Stille. Sie geht dorthin, wo Imam Hussains (Friede sei mit ihm) kopfloser Körper ruht. Und dort, an ihren Vater geschmiegt, findet sie Sukaina (Friede sei mit ihr) in tiefem Schlaf.

DIE DRITTE REISE – VON KERBELA NACH KUFE

Der Morgen bricht über den trostlosen Sand Kerbelas an. Was gestern noch ein Schlachtfeld war ist heute eine weite Wüste, mit den leblosen Körpern der getöteten bedeckt. Im Winkel wo Imam Hussains (Friede sei mit ihm) Lager gestanden hatte haben die Witwen und die Waisen eben ihr Morgengebet beendet. Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) befindet sich im Sajdah (Niederwerfung), Allah (swt) lobpreisend. Umar Sa’ad (LA) kommt mit einigen Soldaten und befiehlt, die Frauen und Kinder an ein Seil als Gefangene zu fesseln. Wieder gibt es Wehklagen. Unser vierter Imam (Friede sei mit ihm) tröstet sie. Er selbst wird auch in schwere Ketten gelegt. Yezid s Soldaten (LA) verbringen den Tag damit, ihre Toten zu begraben, die Körper der Märtyrer und des Imam Hussain (Friede sei mit ihm) aber werden liegengelassen. Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) fleht darum, sie begraben zu können, aber seine Bitten bleiben unerhört. Eine weitere Nacht in Kerbela muss sich der Morgendämmerung fügen. Die Gefangenen bleiben gefesselt. Der Imam (Friede sei mit ihm) leidet unter seinen Ketten. Seine Hand- und Fußgelenke sind verschrammt und mit Blutergüssen übersät. Am Morgen des zwölften Muharrem werden die Frauen und Kinder auf ungesattelte Kamele verfrachtet. Eine große Prozession wird vorbereitet. Ganz zuvorderst reitet Uma Sa’ad (LA) gefolgt von seinen Offizieren (LA). Dann folgen Fußsoldaten, die die auf Speeren aufgespießten Köpfe der Märtyrer (Friede sei mit ihnen) tragen. Zwischen ihnen ist der vierte Imam (Friede sei mit ihm), mit Ketten gefesselt. Danach kommen die Kamele, die die gefangenen Frauen und Kinder tragen. Schimr (LA) und die restliche Infanterie bilden den hinteren Teil des Umzuges. Die Reise nach Kufe beginnt. Ja, die Geschichte Kerbelas ist eine Geschichte fünf trauriger Reisen. Nun beginnt die dritte tränenreiche Reise. Wir schauen auf  die Reisenden. Wenige, die bei der ersten Reise von Mekka nach Medina dabei waren, sind auch diesmal dabei, aber den Rest kann man nicht sehen. Nein, man kann sie nur sehen, wenn man um sich schaut. Ihre geschlachteten Körper liegen noch immer auf dem Sand Kerbelas.

Wer ist der Held und die Heldin dieser dritten Reise? Der Held ist ein in Ketten gelegter, mit Handschellen gefesselter, erschöpfter, sehr kranker, leidender Mann, der vierte Imam Hathret Zainul Abedin (Friede sei mit ihm). Und die Heldin? Wir sehen die Dame, mit nacktem Haupt. Ihr Gesicht voller Schmerzen, doch jetzt spiegelt es den Mut und Stärke ihres Geistes wider. Sie weiß, dass sie um Sukainas (Friede sei mit ihr) und der anderen Damen (sa/r) Willen nicht ihrer Trauer und dem Schmerz verfallen darf. Ja, es ist Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr).

Umar Sa’ads (LA) Grausamkeit ist noch immer nicht erschöpft. Er entscheidet die Karawane mitten durch das Feld zu führen, wo die Märtyrer liegen. Als das Kamel Zeynebs am Körper Imam Hussains (Friede sei mit ihm) vorbeikommt, kann sie ihren Schmerz und die Qual nicht mehr zurückhalten. Sie wendet sich gen Medina und ruft: „Ya Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie), mögen die Engel Sie segnen. Schauen Sie, hier liegt der Körper Ihres geliebten Hussain (Friede sei mit ihm), so erniedrigt und geschändet, mit Blut übersät und in Stücke gerissen. Hier sind wir, Ihre Töchter, als Yezid s (LA) Gefangene!“

Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) geht zu Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr): “Liebe Tante, haben Sie Geduld. Ihre Opfer für den Islam haben gerade erst begonnen.“

Ibne Ziyad (LA), der Gouverneur Kufes, hat einen Feiertag ausgerufen. Die Stadt wurde mit Flaggen und Bannern geschmückt. Den Menschen wurde erklärt, dass die Rebellen, die Kufe angreifen und die Bevölkerung töten wollten, in Kerbela besiegt worden waren und dass ihre Frauen als Gefangene in die Stadt geführt werden würden. Diejenigen, die dies glaubten und das waren nicht wenige, kamen und versammelten sich in den Straßen, an denen die Karawane entlanggeführt werden sollte, um die Gefangenen zu verhöhnen und sie zu verspotten. Große Menschenmengen hatten sich überall versammelt. Es herrschte Festtagsstimmung. Die Prozession betrat die Stadt und wurde langsam in Richtung des Gouverneurspalastes geführt. Die Leute schrieen und verhöhnten sie. Es gab aber auch einige wenige, die die Wahrheit ahnten. Als diese den Kopf Imam Hussains (Friede sei mit ihm) und die Witwen und Waisen in diesem Elend und der Trauer sahen, rannen Tränen aus ihren Augen. Die Mehrheit der Leute war aber unwissend. Sie glaubten den Lügen, bzw. fanden es bequemer den Lügen die Uma Sa’ad (LA) verbreitete Glauben zu schenken. Als die Prozession dem Palast nahte, wurde die Menschenmenge größer. Die meisten der dort versammelten Menschen arbeiteten für Yezid (LA), oder aber unterstützten ihn. Die Verhöhnungen und Beleidigungen wurden lauter. Das Gesicht Sayyida Zeynebs (Friede sei mit ihr) war rot vor Zorn. Sie stellte sich aufs Kamel uns schaute um sich auf die Menge. Und dann begann sie mit klarer und lauter Stimme zu sprechen: “Gepriesen sei Allah (swt) und gesegnet sei mein Großvater Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie), SEIN geliebter Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie). Wehe euch, Leute von Kufe! Wisst ihr wen ihr ermordet habt? Wisst ihr, welches Gelöbnis ihr gebrochen habt? Wisst ihr, wessen Blut ihr vergossen habt? Wisst ihr, wessen Ehre ihr besudelt habt?“ Eine betäubende Stille trat ein. Dann war das leise Weinen von Menschen zu hören. Ein alter, blinder Mann war in der Menschenmenge. Er war ein Gefährte Imam Alis (Friede sei mit ihm) gewesen. Als er Sayyida Zeynebs (Friede sei mit ihr) Stimme hörte, schrie er auf: „ Bei Allah (swt)! Wenn ich nicht wüsste, dass er von uns gegangen ist, hätte ich geschworen, dass ich soeben die Stimme meines Herren Ali ibne Abi Talib (Friede sei mit ihm) gehört habe!“ Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) trat zu ihm: „Oh Schaikh, dies ist nicht Ali (Friede sei mit ihm), sondern seine Tochter Zeyneb binte Ali (Friede sei mit ihr). Die Tochter Fatimahs (Friede sei mit ihr), der geliebten Tochter des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie).“ Das Weinen der Menschen wurde lauter. Als aber Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) fortfuhr, entstand sofort eine Todesstille: “Weinen mögt ihr, Leute Kufes! Das Verbrechen was ihr gegenüber dem heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) begangen habt, ist so groß, dass der Himmel erzittert, die Erde erbebt und die Berge zerbröckeln. Ihr habt euren Imam (Friede sei mit ihm) ermordet und so euer Obdach in der Not, dem Übel und dem Kufr verloren. Nichts kann euch mehr vor dem Zorn Allahs (swt) retten, weil ihr den Sohn SEINES letzten Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) ermordet habt!“

Die Leute konnten ihr Wehklagen nicht mehr unter Kontrolle halten. Umar Sa’ad (LA) bekam es mit der Angst zu tun und ließ die Gefangenen schnell in das innere des Palastes bringen. Sie wurden ibne Ziyad (LA) vorgeführt. Schaikh al-Mufid (Allahs Wohlgefallen auf ihm) überliefert, dass ibne Ziyad (LA) auf seinem Thron saß und vor ihm der Kopf Imam Hussains (Friede sei mit ihm) lag. Plötzlich schlug er mit seinem Stock in das Gesicht. An alter Gefährte des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie), Zayd bin Arqam, der ebenfalls im Hof anwesend war und diese Erniedrigung, die Imam Hussains (Friede sei mit ihm) Kopf angetan wurde miterlebte, schrie auf: „Nimm deinen Stock von diesen Lippen! Bei Allah (swt), ich habe die Lippen des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) auf diesen Lippen liegen sehen!“

Ibne Ziyad (LA) war außer sich vor Wut. Er erwiderte scharf: „Oh alter Mann, wie wagst du es unsere Feier zu Ehren des Sieges unseres Imams, Yezid ibne Muawiye, zu unterbrechen? Wegen deinem Alter werde ich dein Leben verschonen. Verlasse sofort meinen Hof!“

Dann zeigte ibne Ziyad (LA) auf Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) und fragte: “Wer ist dieser junge Mann?†„Er ist Ali ibnal Hussain.“, erwiderte Umar Sa’ad (LA). „Wieso lebt er dann noch?“, fragte ibne Ziyad weiter und fuhr fort: „Töte ihn sofort!“

Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) trat vor und stellte sich vor Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm): „Du wirst mich zuerst töten müssen!“, sagte sie ibne Ziyad (LA) herausfordernd, entschlossen und mit solcher Wut ansehend, dass er aufgab und ging, anordnend, die Gefangenen einzusperren.

DIE VIERTE REISE – VON KUFE NACH SCHAAM (DAMASKUS IN SYRIEN)

Sayyida Zainabs (Friede sei mit ihr) Reden hatten Kufe in Aufregung versetzt. Die Kufiten waren voller Gewissensbisse. Eine Unruhe erfüllte die Stadt. Auf dem Marktplatz gab es ein Geflüster: „Was haben wir getan? Wie konnten wir nur den Enkel des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) einladen und ihn dann so in Kerbela erbarmungslos abschlachten lassen? Wie konnten wir nur zulassen, dass die Enkelinnen des heiligen Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm und seine Familie) wie Sklaven in den Straßen vorgeführt wurden? Was haben wir getan?“ Ibne Ziyad (LA) befürchtete, dass die Leute Kufes sich gegen ihn erheben könnten. Er befahl, das Gefängnis strikt zu bewachen. Niemandem war es erlaubt die Gefangenen zu besuchen. Nur den treuesten Soldaten war es erlaubt sich um oder in dem Gefängnis aufzuhalten. In der Zwischenzeit wurden Boten zwischen Kufe und Damaskus hin und her geschickt. Obwohl Yezid (LA) zuerst angeordnet hatte, die Gefangenen in Kufe bis zu den Vorbereitungen für ihre Vorführung in Schaam (Damaskus) festzuhalten, war ibne Ziyad (LA) wegen der Stimmung in Kufe darauf bedacht, sie so schnell wie möglich aus Kufe herauszuhaben. Es wurde zugestimmt sie nach Schaam zu schicken. Schon wieder wurden die Gefangenen versammelt und die Prozession verließ Kufe. Diesmal aber wurde der Aufbruch in der Nacht und in aller Heimlichkeit durchgeführt. So begann die vierte tränenreiche Reise. Es war eine lange und beschwerliche Reise. Wer war der Held und wer die Heldin dieser Reise durch die irakischen und syrischen Wüsten? War es Hathret Rubaab (Friede sei mit ihr), die stets von ihrem ungesattelten Kamel aus auf Ali Asghars Wiege schaute, in der die in der Schaame Gharibaan (Nacht der Heimatlosen) geplünderten Güter gehäuft worden waren? War es Sukaina (Friede sei mit ihr), die voller Trauer im Schoß ihrer Mutter sitzend auf das Alam Hathret Abbas’ (Friede sei mit ihm) und auf dem immer noch befestigten Wasserbeutel daran schaute, stets flüsternd: „Ich bin nicht durstig Onkel, ich bin nicht durstig!“ War es Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm), der den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen musste und dessen Fleisch von den Ketten zerfressen wurde? Einige Male wurde unser Imam (Friede sei mit ihm) bewusstlos. Seine Bewacher kannten aber kein Mitleid. Sie peitschten ihn, sobald sein Schritt langsamer wurde oder wenn er in Ohnmacht fiel. In diesen Momenten musste Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) dazwischengehen, damit sie ihn nicht zu Tode peitschten. Dies war die Reise, in der der Heldenmut Hathret Alis (Friede sei mit ihm), der Imam Zainul Abedins (Friede sei mit ihm) Herz beherrschte war. Die Heldin war das Sabr (Ausdauer/Geduld) Fatimah Zahras (Friede sei mit ihm), die das Herz Zeynebs (Friede sei mit ihm) beherrschte.

Die Reise von Kufe nach Schaam war sehr lang. Sie dauerte über zwanzig Tage. Die Frauen und Kinder waren erschöpft und sie litten unter großen Qualen. Sehr oft wurden die Kinder unter der sengenden Hitze der Wüste bewusstlos und fielen von den Kamelen. Die Mütter schrien. Imam Zainul Abedin (Friede sei mit ihm) und Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) gingen dann los, um nach ihnen zu sehen. Manchmal fanden sie sie am Straßenrand liegend, kaum lebend und es gab Momente, an denen sie die Kinder zu spät fanden. Unser vierter Imam (Friede sei mit ihm) grub dann ein Grab um das tote Kind zu begraben. Ein Geschichtsschreiber, der einige Jahre später diese Route wieder besuchte erzählt, dass er eine große Anzahl kleiner Gräber auf dem Wege entdeckte.

Einige Zakirs (jene, die über die Ahl-al-Bayt a.s. Reden halten) überliefern folgende Geschichte:

Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) schaute einmal zum Kamel auf dem Sukaina (Friede sei mit ihr) ritt, aber Sukaina war nicht mehr da. Sie sah zu den anderen Kamelen, doch sie konnte Sukaina nirgends entdecken. Sie geriet in Panik. Wo könnte Imam Hussains (Friede sei mit ihm) Lieblingstochter nur sein? Sie bat Schimr (LA), ihr die Fesseln zu entfernen, damit sie nach ihr sehen könne. Erst antwortete Schimr (LA) mit seiner Peitsche. Ungeachtet dessen und ihren Schmerz ignorierend bat sie ihn immer wieder darum. Schimr (LA) band sie schließlich los und warnte sie, dass er Hathret Zain (Friede sei mit ihm) zu Tode peitschen würde, wenn sie nicht bald zurück sei. Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) rannte in die Richtung, aus der sie kamen. Etwas weiter weg sah sie eine ältere Dame, die Sukaina (Friede sei mit ihr) liebevoll im Arm hielt, ihre Wangen küsste und die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Sie hörte Sukaina (Friede sei mit ihr) ihr erzählen, wie ihr Onkel Abbas (Friede sei mit ihm) losgegangen war um für sie Wasser zu holen aber nie wieder zurückgekehrt war. Als Sukaina (Friede sei mit ihr) ihre Tante sah, erklärte sie ihr, wie sie vom Kamel gefallen war und wie die nette alte Dame sie in Schutz genommen hatte. Hathret Zeyneb (Friede sei mit ihr) wandte sich an die Dame und sagte: „Möge Allah (swt) dich für deine Güte gegenüber dieser Waisen lohnen.“ Die Dame antwortete: „Liebe Zeyneb (Friede sei mit ihr), wie kannst du nur deiner eigenen Mutter danken? Erkennst du mich nicht?“ Als die Dame ihr Gesicht etwas anhob, sah Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr), dass es Fatimah Zahra (Friede sei mit ihr) war. Als die Karawane die Außenbezirke Damaskus’ erreichte, sandte Umar Sa’ad (LA) Yezid (LA) eine Nachricht zu, dass sie angekommen waren. Yezid (LA) befahl, dass die Karawane bis zum Morgen an ihrem Platz bleiben solle. Er wollte die Leute Schaams in den Straßen versammeln um ihnen die Gefangenen vorzuführen und sie zu Zeugen seines Sieges zu machen. In der Zwischenzeit wurden die Straßen durch die die Gefangenen paradiert werden sollten mit Bannern und Flaggen geschmückt. Sayyida Zeyneb (Friede sei mit ihr) hatte Kufe bereits erobert. Nun kam Schaam und wartete auf sie.

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übersetzt von S. Yamin Naqvi
Die Komplettversion des Buches „Reise der Tränen“ kann beim Islamischen Weg online bestellt werden

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