Warum müssen wir Richtung Mekka beten?
Frage: Warum ist es notwendig, dass wir gen Mekka beten, obwohl Allah (swt) an keinen Ort gebunden ist?
In eine bestimmte Richtung zu beten, bedeutet nicht, dass Allah (swt) sich gerade in dieser Richtung befindet. Im heiligen Quran wird über die Gebetsrichtung (qibla) gesagt: „Und Allah gehört der Osten und der Westen; wo immer ihr euch also hinwendet, dort ist das Antlitz Allahs. Wahrlich, Allah ist Allumfassend, Allwissend (2:115).“ Dieser Vers besagt, dass Allah (swt) der Osten und der Westen gehört. Für Ihn sind alle Orte gleich. Die heutige Gebetsrichtung zur Kaaba war aber nicht von Anfang an gegeben. In der Anfangszeit des Islam beteten die Muslime zusammen mit Prophet Muhammad (ص) in Richtung Jerusalem, weshalb der Ort heute noch „erste Gebetsrichtung“ genannt wird. Die Moschee bei Medina, in der die Änderung der Gebetsrichtung stattfand, wird als „Moschee der beiden Gebetsrichtungen“ bezeichnet. Eine davon wurde aber von den Salafiten/Wahabiten entfernt. Andere Muslime werfen ihnen vor, damit von der besonderen Bedeutung Jerusalems im Islam ablenken zu wollen.
Da der Mensch einen Körper besitzt, richtet er sich unweigerlich in eine bestimmte Richtung. Allah (swt) möchte, dass seine Diener die größtmögliche Belohnung erhalten für ihre Gebete und hat daher allen Muslime eine bestimmte Gebetsrichtung vorgeschrieben, die einige Besonderheiten aufweist. Die Kaaba ist nämlich das älteste Zentrum des Monotheismus. Sie befindet sich im Innenhof der Geweihten Moschee in Mekka. Im Islam gilt die Kaaba als erstes Gotteshaus, das erstmalig vom ersten Menschen und Propheten Adam (ع) erbaut wurde. Es geriet jedoch in Vergessenheit und verkam zu einer Ruine. Abraham (ع) und sein Sohn Ismael (ع) wurden durch göttliche Offenbarung (wahy) zu der Stätte geführt und bauten sie erneut auf.
Unter den heidnischen Arabern geriet die Religion Abrahams (ع) erneut in Vergessenheit, und die Kaaba wurde zum Ort heidnischer Götzenverehrung, gefüllt mit Götzen. Dennoch versuchten die Nachkommen Abrahams (ع) und Vorfahren des Propheten Muhammad (ص), den geheiligten Charakter des Gebäudes im Rahmen der Möglichkeiten zu wahren. Als die Verehrung von Götzen zunahm, wurde das Bildnis Hubals in der Kaaba aufgestellt. Allmählich fügten auch andere Stämme ihre eigenen Götterbilder hinzu. Erst Prophet Muhammad (ص) machte dem ein Ende. Imam Ali (ع) ist der einzige Mensch, der in der Kaaba geboren wurde. Daher hat der Begriff „Ahl-ul-Bayt“ (Leute des Hauses) auch die Bedeutung, dass es sich um die Leute des Hauses Gottes handelt.
Das fünfmalige Ausrichten in Richtung Mekka fördert die Einheit der Muslime und fördert die Gemeinsamkeiten zwischen den Gläubigen, die sich überall auf der Welt befinden. Die Gebetsrichtung hat auch in anderen Lebensbereichen im Islam eine Bedeutung: So wird beispielsweise die Schächtung in Gebetsrichtung durchgeführt. Beim Bau von Toiletten wird darauf geachtet, dass sie nicht in Gebetsrichtung erfolgen.
Während ein Muslim alle seine Ritualgebete in Richtung der Kaaba verrichtet, versucht er ein Mal im Leben bei der Pilgerfahrt das Ziel seiner Gebetsrichtung zu erreichen. Dort angekommen, tritt er aber nicht in das Haus ein, sondern umkreist es. Das symbolisiert, dass er das Ziel des Daseins im Diesseits anstreben mag, aber nie erreichen wird, da das Ziel die Ewigkeit ist. So ist auch die Gebetsrichtung eine Erinnerung daran, dass das Ziel des Strebens erst im Jenseits erreicht werden kann.
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übersetzt und ergänzt von Hessam K.
Anmerkung: Dieser Text orientiert sich inhaltlich stark an das Buch „Religious Questions Answered: Logic for Islamic Rules“ von Ayatullah Makarem Shirazi und Ayatullah Jafar Subhani. Es handelt sich hierbei jedoch um keine reine Übersetzung!
Quellenangaben: eslam.de; „Religious Questions Answered” von Ayatullah Makarem Shirazi und Ayatullah Jafar Subhani