Die vier Stufen des Hijabs
Man kann den Hijab für Mann und Frau in vier Stufen unterteilen. Im Vers 7:26 wird vom „Kleid der Frömmigkeit“ gesprochen: „Ihr Kinder Adams! Wir haben euch Kleidung gewährt, die eure Blöße bedeckt und euch zur Zierde gereicht. Die beste Kleidung ist jedoch die Frömmigkeit. Das sind Gottes Zeichen; darüber sollen die Menschen nachdenken.“ Was mit der „Kleidung der Frömmigkeit“ gemeint ist, wollen wir hier erläutern:
Die erste Stufe ist der Hijab des Herzens. Männer und Frauen sollen nicht ständig das andere Geschlecht mit Lust ansehen, sodass sie von Liebesgefühlen geplagt werden und sich nicht mehr kontrollieren können. Unsere Gottesfurcht sollte so groß sein, dass wir uns vor jeglicher Sünde schützen. Wer sich bemüht Allahs Wohlgefallen zu finden, wird die erste Stufe des Hijabs erreichen.
Die zweite Stufe ist der Hijab der Augen. In dieser Stufe senken Männer und Frauen ihre Blicke, wenn sie dem anderen Geschlecht gegenüber stehen. In einer bekannten Überlieferung hat der Prophet des Islams (ص) gesagt, dass der erste Blick für einen selber ist und der zweite Blick gegen sich selber. Damit ist gemeint, dass man eine Frau oder einen Mann einmal angucken darf. Daran ist nichts schlimmes, doch der zweite Blick ist sündhaft, weil man beim zweiten Blick entweder nach etwas Schlechtem bei dieser Person sucht oder sich an ihrer Schönheit erfreut. Das Senken des Blickes, ist eine Vorsichtsmaßnahme.
„Sprich zu den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist recht wohl kundig dessen, was sie tun. Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen … (24:30-31).“
Die dritte Stufe des Hijabs ist zu beachten, wenn man in einer Gruppe ist mit Männern und Frauen, die nicht Mahram sind. Man darf zu diesen Veranstaltungen gehen, wenn die Teilnehmer bemüht sind, sich an die ersten beiden Hijab-Stufen zu halten, wenn sie also versuchen: Erstens nicht mit Begierde und Lust das andere Geschlecht anzustarren und zweitens sich bemühen, ihre Blicke zu senken. Außerdem müssen die Teilnehmer dieser Veranstaltung möglichst islamisch gekleidet sein. Natürlich kennen Nichtmuslime diese Kleidungsvorschriften nicht und werden sich wahrscheinlich auch nicht daran halten. Die dritte Stufe des Hijabs ist zu beachten, wenn man beispielsweise auf einer Party eingeladen wird, wo man von vorneherein weiß, dass sich dort die Personen freizügig kleiden. Letztlich muss man hier von Fall zu Fall unterscheiden und kann keine generelle Aussage machen. Nicht auf jeder Party ziehen sich die Leute freizügig an. Muslimische Männer und Frauen dürfen bei solchen Veranstaltung keine Kleidung tragen, die auffällt oder zum Blickfang wird.
Diese drei Bedeckungsstufen basieren alle auf unser Gottesbewusstsein (Taqwa). Es kann daher vorkommen, dass ein Muslim oder eine Muslima, sich zwar äußerlich islamkonform kleidet, aber keine Taqwa besitzt. Hijab hat eine innere und eine äußere Dimension. Es gibt sicherlich viele Muslimas, die ihren Hijab tragen, weil es Tradition ist oder die kein Wissen über die Funktion des Hijabs haben. Diese Schwestern haben nur die äußerliche Dimension beachtet. Sie werden zwar dafür belohnt werden, aber viel bedeutender ist die innere spirituelle Dimension. Sie ist die wahre Essenz des Hijabs. Jede Muslima muss sich bemühen, beide Dimensionen Beachtung zu schenken.
Wer sich ausführlicher mit dem Thema „Taqwa“ beschäftigen möchte, dem seien die Reden Imam Alis (ع) in Nahjul-Balagha empfohlen, worin er die Zeichen eines Göttesehrfürchtigen (Mutaqi) beschreibt.
Die vierte und letzte Stufe des Hijabs bezieht sich auf unsere aktuelle Kleidung. Frauen und Männern ist es nicht gestattet sich einfach nur bescheiden zu kleiden und diese Kleidung als islamisch zu präsentieren. Allah hat uns genau vorgeschrieben, wie wir uns kleiden sollen und an diesen Kleidungsvorschriften sollte sich jeder Gläubige orientieren.
„Nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Allah. Wahrlich, Allah ist allmächtig, allverzeihend (35:28).“
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übersetzt von Hessam K.
Quelle: www.al-mubin.org