Das Problem des Todes

– Javad Shayvard

Eine weitere wesentliche Frage, die sich aufdrängt, wenn wir über unser Dasein und die Gerechtigkeit Gottes nachdenken, ist der Tod. Wenn Gott gerecht ist, wie kann dann der Tod unser entwickeltes und geläutertes ‚Ich‘ nach der langen und mühsamen Schule unseres Lebens zerstören?

Die Antwort lautet: Er tut es ja nicht. Gründe dafür gibt es einige, vor allem: Durch alle Seine Propheten hat Gott uns gesagt, dass der Tod nicht das Ende der Geschichte unseres Lebens ist. Da ich voraussetze, dass Sie an Gott glauben, ist dieser Beweis ganz wesentlich. (Sie wissen, dass sich das Problem des Bösen oder des Leids erst stellt, wenn man voraussetzt oder weiß, dass Gott existiert). Es gibt viele Möglichkeiten, unser Leben nach dem Tode zu beweisen. Abgesehen von experimentellen Beweisen wie Telepathie, zweites Gesicht, Träume und Verbindung mit den Toten gibt es viele ganz rationelle, wie der Beweis, der auf der Grundlage von Wunsch und Erfüllung argumentiert.

Für jeden Wunsch in uns gibt es etwas in der Welt, das ihn befriedigen, erfüllen will. Unser Durst kann vom Wasser gestillt werden, unser Hunger mit Nahrung, unsere Liebe mit dem Geliebten. Sexuelle Wünsche erfüllen sich durch das andere Geschlecht. Unser Wunsch nach Wissen wird durch Wissen befriedigt. So ist jeder Wunsch und jede Fähigkeit ein Beweis dafür, dass es eine Vollkommenheit gibt, auf die unsere Wünsche ausgerichtet sind. Diese Vollkommenheit ist das Ziel all unserer Wünsche. Wir haben also dieses mächtige Verlangen in uns, vor allem das Verlangen, ewig zu sein. Wenn wir ein wenig in uns hineinhorchen, können wir feststellen, dass jeder von uns den Wunsch hat, für immer von dem zu wissen, was im Weltall vor sich geht. Welche Phase aber oder was kann diesen Wunsch befriedigen? Nichts von allem, was wir in unserem Umfeld sehen, weder materiell noch psychologisch. Ist das nicht der Beweis, dass es ein Leben nach dem Tode gibt, wo unser Wunsch nach Ewigkeit Erfüllung finden wird? Rumi macht das an einem wunderschönen Gleichnis klar: „Nur ein Elefant träumt von Indien, wenn er schläft. Kein Esel träumt von Indien, weil dem Esel Indien nie gefehlt hat.“ Tatsächlich sind wir wie jener Elefant, und die Ewigkeit ist unser Indien. Der Elefant gehört nach Indien, und darum träumt er davon. Entsprechend, weil wir davon träumen, gehören wir in die Ewigkeit.

Diese Hoffnungen und spirituellen Wünsche sind das, was die Gnostiker die ‚Non-Homogenität‘, also die Fremdheit und ‚Unbehaustheit‘. das ‚Heimweh‘ des Menschen in diesem irdischen Leben, genannt haben.

Aristoteles wurde gefragt, was besser sei, Leben oder Tod. Er antwortete: „In meinen Augen sind sie gleich.“ Der Mann fragte noch einmal: „Möchtest du jetzt sterben?“ Aristoteles gab zur Antwort: „Ich habe gesagt, sie sind gleich, ich habe nicht gesagt, der Tod wäre besser. Denn er ist ein Licht, das du von einem Haus in das andere bringst.“

Unser Zustand nach dem Tode ist nichts anderes als die Umsetzung unserer Handlungen in objektiver und konkreter Form. Um es noch deutlicher zu sagen: Wir „sehen“ dann unsere Handlungen. Rumi kann uns wieder helfen: „Der Tod, lieber Freund, ist für jeden wie er selbst. Für einen Freund ist er ein Freund und für einen Feind ein Feind. O du, der vor dem Tode Angst hat, während du davonläufst, mach dir klar, dass du selber die Ursache dieser Angst bist. Es ist dein eigenes hässliches Antlitz, nicht das des Todes. Deine Seele ist wie ein Baum, und seine Blätter, das ist der Tod. Wenn du der Dornen überdrüssig bist, musst du sie veredeln; und wenn du in feinster Seide gehst, so hast du selbst sie gesponnen.“

„Sprich: Siehe, der Tod vor dem ihr flieht, siehe, er wird euch einholen. Alsdann müsst Ihr zurück zu Dem, der das Verborgene und Sichtbare kennt, und verkünden wird Er euch, was ihr getan.“ (Heiliger Qur’an 62:8)

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Quelle: Göttliche Gerechtigkeit

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